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Politik: Verdeckte Ermittler auf dem Acker

Bauern fühlen sich von Umweltbundesamt verfolgt

Berlin Der Vorwurf wiegt schwer: Das Vorgehen sei mit „Stasi-Methoden vergleichbar“, wettert Unionsfraktionsvize Gerda Hasselfeldt. Die Befürchtungen seien völlig unbegründet, wehrt sich das Umweltbundesamt (UBA). Seit Anfang April schickt das Amt so genannte „Feldbeobachter“ quer durch die Republik, die die Gemüter erregen. Diese UBA-Mitarbeiter haben die Aufgabe, in 30 zufällig ausgewählten Landkreisen Bauern beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu überwachen – verdeckt und vom Feldrand aus, um nicht gegen Eigentumsrechte zu verstoßen. Das UBA will auf diese Weise herausfinden, ob die Mittel den Vorgaben entsprechend eingesetzt werden.

Die Bauern sehen sich allerdings nun unter Generalverdacht und erhalten Rückendeckung von der Union. Sie ärgert besonders, dass sich die Beobachter nicht zu erkennen geben. CDU-Landwirtschaftsexpertin Hasselfeldt spricht daher von einer „geheimen Kommandosache“ mit „Spionagecharakter“. In einem Bundestagsantrag hat ihre Fraktion bereits gefordert, das Projekt „umgehend und endgültig einzustellen“.

Das UBA sorgt sich derweil nicht mehr nur darum, dass manche Landwirte mit den Pestiziden sorgsamer umgehen, sobald sie von der Beobachtung wissen, sondern auch um die Sicherheit der Mitarbeiter in einer „so aufgeregten Situation“, wie Klaus-Günther Steinhäuser vom UBA sagt. Durch die verdeckte Beobachtung wolle sein Amt das „Durchschnittsverhalten“ der Landwirte ermitteln und Hinweisen der Länder auf den Grund gehen, dass beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Auflagen nicht überall eingehalten würden. Belege dafür seien stellenweise erhöhte Pestizidanteile im Grundwasser. Dazu nehmen die Beobachter auch Boden- und Gewässerproben.

Auch Umweltschützer wundern sich über die Erregung der Union. „Die Existenz von Radarfallen kriminalisiert doch auch nicht alle Autofahrer“, sagt die Bund-Expertin Reinhild Benning. Beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln würden stets auch allgemein zugängliche Güter wie Artenvielfalt und Gewässergüte in Mitleidenschaft gezogen. „Da können wir uns nicht allein auf den Berufsstand verlassen, der diese Güter nutzt“, sagt Benning. Hasselfeldt dagegen hält eine Selbstverpflichtung der Bauern in Sachen Pestizide für den besseren Weg.

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