zum Hauptinhalt
Beamte gaben sich offenbar für verdeckte Ermittlungen als Journalisten aus.

© dpa

Verdeckte Ermittlungsmethoden: Bericht: Beamte spähten als Journalisten getarnt NSU-Opfer aus

Um die Mordserie an Migranten aufzudecken, für die mittlerweile die Neonazi-Zelle NSU verantwortlich gemacht wird, gaben sich verdeckte Ermittler als Journalisten aus. Sie sollen sogar Annoncen geschaltet haben, um Informationen für ihre "Recherche" zu erhalten.

Bei ihren früheren Ermittlungen zu der Mordserie an Migranten, die heute der Neonazi-Zelle NSU zur Last gelegt wird, haben sich Ermittler einem Zeitungsbericht zufolge als Journalisten ausgegeben. Laut einer Vorabmeldung der "Zeit" vom Mittwoch handelte es sich um fünf Beamte, die von August 2005 bis April 2007 bundesweit im Auftrag der Behörden im Umfeld der NSU-Opfer recherchieren sollten. Die vermeintlichen Journalisten schalteten demnach sogar Annoncen, in denen sie sich als Freiberufler ausgaben, die Informanten zur Mordserie suchten. Erkenntnisse habe die Aktion nicht gebracht.

Im Mai war vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestags bekannt geworden, dass bayerische Ermittler für ihre früheren Untersuchungen zu den Morden sogar einen eigenen Döner-Imbiss eröffnet hatten. Er sollte nach den Worten des damaligen Nürnberger Oberstaatsanwalts Walter Kimmel dem Zweck dienen, Ausländer aus dem Bereich der organisierten Kriminalität anzulocken. Dass die Morde auf das Konto von Rechtsextremisten gehen könnten, zogen die Ermittler damals nicht ernsthaft in Betracht.

Die mutmaßliche Täterschaft des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) war erst nach dem Auffliegen der Neonazi-Gruppe vor gut einem Jahr bekannt geworden. Die Neonazi-Gruppe soll zwischen 2000 und 2006 neun Kleingewerbetreibende mit türkischen und griechischen Wurzeln und 2007 eine Polizistin in Heilbronn erschossen haben. Außerdem werden der Gruppe zwei Bombenanschläge in Köln und eine Serie von Banküberfällen zugeschrieben. Als mutmaßliches NSU-Mitglied und Mittäterin bei den Verbrechen soll sich demnächst Beate Zschäpe vor dem Oberlandesgericht München verantworten.
(AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false