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Vereitelte Anschläge: Hauptverdächtige angeblich gefasst

Die britische Polizei hat nach eigenen Angaben mehrere "Verschwörer" an Sprengstoffanschlägen auf Interkontinental-Flüge gehindert. Die Drahtzieher seien bereits gefasst, erklärt Innenminister Reid.

London - Knapp fünf Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September hat die britische Polizei die geplante Sprengung mehrerer Passagierflugzeuge verhindert. "Wir können nicht stark genug betonen, wie ernst diese Verschwörung war", sagte der stellvertretende Polizeichef, Paul Stephenson. "Kurz gesagt sollte das ein Massenmord unvorstellbaren Ausmaßes werden." Wie der US-Minister für Heimatschutz, Michael Chertoff, in Washington sagte, wollten die Attentäter mehrere Flugzeuge zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten in die Luft sprengen. Die Anschläge hätten kurz vor der Ausführung gestanden.

Die Polizei nahm laut Stephenson 21 Verdächtige fest. Während die britische Nachrichtenagentur Press Association meldete, dass sie aus Pakistan stammten, hielt sich der Vize-Polizeichef zurück und deutete nur vorsichtig an, dass es sich um Moslems handele. Die Attentäter wollten demnach Bomben mit an Bord nehmen und mehrere Flugzeuge auf dem Weg in die USA in die Luft sprengen. Die Press Association meldete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass sie bis zu neun Maschinen gleichzeitig explodieren lassen wollten.

US-Geheimdienst nennt Namen der Fluglinien

Ein Mitarbeiter des US-Geheimdienstes sagte, die mutmaßlichen Attentäter hätten Flugzeuge der Luftfahrtgesellschaften United Airlines, American Airlines, Continental Airlines und weiterer Fluglinien sprengen wollen. Sie hätten Flüge im Visier gehabt, die von Großbritannien aus zu "wichtigen Urlaubszielen" in den USA gehen, wie New York, Washington, Los Angeles, Boston und Chicago.

Die britischen Fahnder griffen in der Nacht in London und im Einzugsgebiet der Hauptstadt sowie im mittelenglischen Birmingham und im Südosten des Landes zu. Innenminister John Reid sagte gegen Mittag, die Polizei gehe davon aus, die "wichtigsten Akteure" der mutmaßlichen Anschlagspläne festgenommen zu haben. Wie der stellvertretende Chef der Anti-Terroreinheit, Peter Clarke, sagte, begannen die Ermittlungen schon vor Monaten und "werden weit in die Zukunft reichen". Am Donnerstag räumte die Polizei in High Wycombe im Westen von London "vorsichtshalber" mehrere Häuser, teilte ein Sprecher mit.

Blair dankt Polizei

In Großbritannien trat nachts um 02.00 Uhr die höchste Sicherheitsstufe in Kraft. Premierminister Tony Blair, der in der Karibik Urlaub macht, informierte in der Nacht den US-Präsidenten George W. Bush. In einer Erklärung tagsüber dankte er der Polizei, "die diese Lage seit langer Zeit beobachtet hat". Die USA erhöhten ihre Terrorwarnung für Überseeflüge von britischen Flughäfen auf die höchste Stufe; "Rot" bedeutet, dass ein Anschlag als sehr wahrscheinlich gilt. Auch Deutschland reagierte mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

US-Heimatschutzminister Chertoff sagte, die Täter hätten schon "alle benötigten Ressourcen zusammengetragen" und seien "in der Endphase" ihrer Planungen gewesen. Sie hätten bereits "sehr konkrete Schritte" unternommen, um ihren Plan auszuführen. Wie das Weiße Haus in Washington mitteilte, war Bush mindestens seit Sonntag über die Anschlagspläne informiert und wurde regelmäßig auf dem Laufenden gehalten.

Heathrow am Abend wieder geöffnet

Die scharfen Sicherheitsmaßnahmen stürzten die britischen Flughäfen ins Chaos und führten zu starken Behinderungen im Luftverkehr. Die britische Flughafenbetreibergesellschaft BAA rief dazu auf, alle Flüge nach London-Heathrow vorerst auszusetzen; am Abend wurden die Beschränkungen wieder aufgehoben. Das Handgepäck wurde auf der Insel strengstens kontrolliert; nur die allerwichtigsten Dinge wie Brillen, Babynahrung oder wichtige Medikamente durften mit an Bord genommen werden.

Terrorfachleute vermuteten die Al-Qaida-Organisation von Terroristenführer Osama bin Laden hinter dem Anschlagsplan. Der Leiter des Forschungszentrums für Terrorismus an der schottischen Universität St. Andrews, Paul Wilkinson, sprach von einem "sehr ehrgeizigen Plan". Rohan Gunatrana von der Universität Singapur sagte, Al Qaida sei die einzige Gruppe, die solche Anschläge vorbereiten könne. (tso/AFP)

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