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Verfahren hinter verschlossenen Türen: Tumulte bei Prozess gegen Mubarak

Beim Prozess gegen den früheren ägyptischen Präsidenten Mubarak liegen die Nerven blank. Anhänger und Gegner des Regimes misstrauen der Justiz und liefern sich Auseinandersetzungen.

Rangeleien im Gerichtssaal, Ausschreitungen vor der Tür: Beim Prozess gegen den ägyptischen Ex-Präsidenten Husni Mubarak ist es am Montag zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Anhängern des gestürzten Regimes sowie der Polizei gekommen. Der 83-Jährige wurde laut staatlichem ägyptischen Fernsehen mit dem Krankenwagen zur dritten Verhandlung in dem Verfahren gebracht. Ihm wird die Tötung von mehr als 800 Demonstranten und Korruption vorgeworfen.

Bei den Zusammenstößen vor dem Gerichtsgebäude wurden mehrere Dutzend Menschen verletzt. Bis zum Nachmittag gab es zwölf Festnahmen. Der Prozess selbst fand hinter verschlossenen Türen und ohne Fernsehübertragung statt. Das Staatsfernsehen und anwesende Juristen berichteten aber über Tumulte im Saal.

Zunächst soll ein Verteidiger Mubaraks ein Foto seines Mandanten in die Luft gehalten haben. „Der Richter nahm nicht nur Kenntnis, dass Leute im Gerichtssaal Mubarak-Poster hochhalten“, twitterte der Menschenrechtsanwalt Gamal Eid aus der laufenden Verhandlung. Anwälte von Opfer-Angehörigen, die als Nebenkläger auftreten, hätten daraufhin Mubarak-Bilder angezündet, berichtete das Staatsfernsehen.

Das Gericht begann am Montag mit der Zeugenbefragung von vier Polizeioffizieren, die während der Revolution in Kairo im Lagezentrum des ägyptischen Innenministeriums gearbeitet hatten. Ein Beamter sagte aus, die Waffen der zu dem Einsatz gegen Demonstranten geschickten Polizisten seien nicht mit scharfer Munition geladen gewesen. Ob der ebenfalls angeklagte frühere Innenminister Habib al-Adli angeordnet habe, auf Protestierer zu schießen, wisse er nicht.

Mehrere Helfer hatten Mubarak am Montag in einem Bett in das Gebäude der Polizeiakademie in Kairo gehoben, wo der Prozess stattfindet. Der 83-Jährige liegt wegen Herzproblemen seit einiger Zeit in einem Militärkrankenhaus. Mubarak hatte schon bei der letzten Verhandlung einen müden Eindruck gemacht. Seine Söhne Gamal und Alaa, die zusammen mit ihm Vater angeklagt sind, hatten Mubarak da immer wieder vor der Kamera des ägyptischen Fernsehens abgeschirmt. Inzwischen untersagte das Gericht eine weitere TV-Übertragung der Verhandlung.

Der Prozess wird zusammen mit dem Verfahren gegen den früheren Innenminister al-Adli verhandelt. Dieser und sechs andere ehemalige leitende Beamte des Innenministeriums sind gleichfalls wegen der Tötung von Demonstranten während der Proteste im Januar und Februar angeklagt. In beiden Verfahren geht es darum, die letztendliche Verantwortung für die Erteilung oder wissentliche Duldung der Schießbefehle zu klären. (dpa)

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