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Politik: Verfeindete Nachbarn

Indonesien und Australien trennen Welten – und viele Konflikte. Nach dem Anschlag müssen die Regierenden endlich an einen Tisch

Australiens Außenminister Alexander Downer hatte keine leichte Reise vor sich, als er sich auf den Weg nach Denpasar machte. Nicht nur, weil er sich in Bali mit den grausamen Folgen des Terroranschlags vom Wochenende auseinander setzen muss. Auch, weil das Verhältnis zwischen Indonesiens Führung und Australien am freundlichsten mit dem Diplomaten-Terminus „angespannt“ zu beschreiben ist. Mit seinem größten und nächsten Nachbarn verbinden den Fünften Kontinent vor allem eines: Schwierigkeiten. Kultur, Politik, Religion und Mentalität trennen mehr als die schmale Meerenge zwischen Inselrepublik und Kontinent.

Die Kommunikation ist beschränkt und bestenfalls unproduktiv, konstruktive Verhandlungen über Hoheitskonflikte (in der Timor-See sind reiche Gas- und Ölvorkommen) oder Krisenherde wie Papua-Neuguinea sind selten. Seit Jahren wirft Australiens Regierung Indonesien zudem vor, die Bekämpfung lokaler Terrorgruppen weder kooperativ noch ernsthaft genug zu betreiben. Einen Tiefpunkt erreichten die Beziehungen, als Australiens Armee 1999 in den Timor-Konflikt eingriff, der im Mai 2002 zur Unabhängigkeit Ost-Timors führte. Der Konflikt hinterließ eine Wunde, die durch Premierminister John Howards rigide Asylpolitik und die Behandlung der Flüchtlinge auf dem norwegischen Dampfer „Tampa“ weiter aufgerissen wurde. Während Indonesien die Härte des australischen Vorgehens gegen illegale Einwanderer kritisierte, schob die Regierung Howard den Indonesiern die Schuld in die Schuhe: Der Inselstaat entwickle sich zu einer Art „Transit Lounge“ , in der es von Menschen-Schmugglern und illegalen Flüchtlingen nur so wimmle.

In den nun zwangsläufig stattfindenden Gesprächen sieht Oppositionsführer Simon Crean eine Chance: Möglicherweise, so sagt er, bringe ein Anti-Terrorgipfel die Regierungschefs von Australien, Malaysia, Singapur, Indonesien, den Philippinen und Thailand endlich an einen Tisch.

Julica Jungehülsing[Sydney]

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