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Politik: Verletzte Irak-Geisel Sgrena zurück in Rom

Die italienische Journalistin Giuliana Sgrena ist nach einmonatiger Geiselhaft im Irak in ihre Heimat zurückgekehrt. Gestützt von zwei Helfern verließ die beim Beschuss durch US-Soldaten verletzte Reporterin am Samstag ein Ambulanzflugzeug in Rom, das sie aus Bagdad zurückgebracht hatte. (05.03.2005, 16:34 Uhr)

Rom/Bagdad - Mit einem Militärkrankenwagen wurde die 56- Jährige, die auch für die Hamburger Wochenzeitung «Die Zeit» schreibt, in eine Klinik gebracht, wo sie in den kommenden Tagen wegen eines Schlüsselbeinbruchs operiert werden soll.

Sgrena war am Freitag nach mehrwöchigen Verhandlungen freigekommen. Auf dem Weg zum Bagdader Flughafen hatten am Abend amerikanische Soldaten den Wagen, in dem die 56-Jährige saß, beschossen. Dabei starb der italienische Geheimdienstmitarbeiter Nicola Calipari. Sgrena wurde in Bagdad ins Krankenhaus gebracht und ein erstes Mal operiert. Der Zustand eines zweiten verletzten Beamten war am Samstag weiter kritisch. Die USA versprachen umfassende Aufklärung des Vorfalls. Italien ist einer der engsten Verbündeten der USA im Irak und hat dort rund 3000 Soldaten stationiert.

Nach Angaben von Sgrenas Arbeitgeber Gabriele Polo, Chefredakteur der römischen Zeitung «Il Manifesto», hat die Journalistin einen Schlüsselbeinbruch und «ein schlimm zugerichtetes Gesicht». Die ersten Worte nach ihrer Rückkehr seien gewesen, sie sei während ihrer Geiselhaft stets gut behandelt worden. Jedoch sei sie völlig geschockt über den Tod des Geheimdienstmitarbeiters, sagte ihr Lebensgefährte Pier Scolari. Ihr gehe es verhältnismäßig gut.

Neben ihrem Chef und ihrem Freund empfingen ihre Familie, Ministerpräsident Silvio Berlusconi und zahlreiche andere Politikern sowie Kollegen Sgrena am Flughafen Ciampino. Berlusconi hatte bereits am Freitagabend von den USA vollständige Aufklärung der Umstände des Beschuss ihres Autos gefordert. US-Präsident George W. Bush telefonierte fünf Minuten mit Berlusconi. Der US-Botschafter in Italien, Mel Sembler, versprach am Samstag eingehende Ermittlungen. Italienische Staatsanwälte nahmen Ermittlungen auf und befragten am Samstagnachmittag Sgrena am Krankenbett in Rom.

Spekulationen zufolge sollen Kommunikationsprobleme der Grund für die Tragödie gewesen sein: Die US-Soldaten seien wahrscheinlich nicht rechtzeitig über die Freilassung Sgrenas informiert worden. Nach Darstellung der US-Armee war der Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf eine Straßensperre zugefahren. Der Fahrer habe Aufrufe zum Bremsen mehrfach ignoriert, hieß es in einer Erklärung. Dann hätten die Soldaten Warnschüsse abgegeben, bevor sie auf den Motorblock des Autos gezielt hätten. Sgrena widersprach nach ihrer Rückkehr dieser Darstellung und erklärte, das Fahrzeug sei nicht sonderlich schnell gefahren.

Papst Johannes Paul II., der in der römischen Gemelli-Klinik liegt, schickte ein Beileidstelegramm an die Familie des getöteten Beamten. Sein Leichnam sollte Medienberichten zufolge am späten Abend nach Italien gebracht werden. Er soll am Montag bei einem Staatsbegräbnis in Rom beigesetzt werden. (tso) ()

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