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Verrat in Washington: Akteure einer brisanten Affäre

Die Anklage gegen den bisherigen Stabschef von Vizepräsident Richard Cheney, Lewis "Scooter" Libby (55), stürzt US-Präsident George W. Bush in die größte innenpolitische Krise seiner Amtszeit.

Washington - Auf Antrag von Sonderermittler Patrick Fitzgerald klagte ein Geschworenengericht Libby wegen Meineids, Rechtsbehinderung und Falschaussage an. In den Skandal sind einige der mächtigsten Männer in Washington verwickelt. Die Akteure einer brisanten Affäre:

Valerie Plame (42), Politikwissenschaftlerin, enttarnte Ex-CIA- Agentin und Ehefrau des Ex-Sonderbotschafters Joseph Wilson.

Joseph Wilson (55), Diplomat, reiste im Auftrag der US-Regierung 2002 nach Niger, um zu prüfen, ob der irakische Präsident Saddam Hussein dort tatsächlich versuchte, Uran für den Bau nuklearer Waffen zu besorgen. Obwohl Wilson keine Hinweise für diese These fand, behauptete die Bush-Regierung später, dass Bagdad in Afrika versucht habe, Uran zu kaufen. Wilson kritisierte öffentlich diese falschen Angaben, die die These stützen sollten, Saddam habe oder baue Massenvernichtungswaffen.

Karl Rove (54), das «Gehirn» von Bush, engster Vertrauter und stellvertretender Stabschef des Präsidenten, gilt als genialer Politik-Stratege und gerissener Wahlkämpfer. Sprach mit «Time»- Reporter Matt Cooper über Plame. Über eine Anklage gegen Rove hat der Sonderermittler noch nicht entschieden.

I. Lewis "Scooter" Libby (55), Jurist, bis zur Anklageerhebung Stabschef von Vizepräsident Richard Cheney, Neokonservativer, von US- Medien als «politischer Falke» beschrieben. Libby hat zugegeben, der «New York Times»-Reporterin Judith Miller über Wilson und seine Frau gesprochen zu haben - unklar sind allerdings Details und nähere Umstände. Libby wurde wegen Falschaussage, Meineids und Rechtsbehinderung angeklagt. Er trat am Freitag zurück.

Richard Cheney (64), US-Vizepräsident und wichtigster Berater von Bush in der Regierung. Hat sich mit Libby über Plame und ihre CIA- Tätigkeit unterhalten. Libby ist nach US-Medienberichten das «andere Ich» von Cheney.

Judith Miller, auch in der eigenen Redaktion wegen ihrer Berichte über angebliche Massenvernichtungswaffen im Irak umstrittene «New York-Times»-Journalistin. Die Pulitzer-Preisträgerin war fast drei Monate in Beugehaft, weil sie ihren Informanten für die Plame- Geschichte, die allerdings nie erschein, nicht nennen wollte. Dann habe sie angeblich die Quelle, I. Lewis Libby, von ihrer Schweigepflicht entbunden. Redaktionskollegen beschuldigen sie inzwischen, sie habe sich für Propagandageschichten der Regierung einspannen lassen.

Matt Cooper, «Time»-Reporter, mit dem Rove über Plame gesprochen hat. Gab seine Quelle kund, als ihm Beugehaft angedroht wurde.

Robert Novak (74), konservativer Zeitungs- und Fernsehjournalist, war der Autor des Artikels, der Plame enttarnte. Über seine eventuellen Aussagen ist nichts bekannt.

Patrick Fitzgerald (44), Staatsanwalt in Illinois, seit fast zwei Jahren Sonderermittler im Fall Plame. Hochangesehener Jurist, Experte für schwierige Mafia- und Terrorismusfälle, hat auch gegen die Terrororganisation Al Qaida ermittelt. (tso/dpa)

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