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Politik: Verzweifelter Hilferuf aus dem Irak

Die im Irak entführte französische Journalistin Florence Aubenas hat in einer Videonachricht den französischen Abgeordneten Didier Julia um Hilfe angefleht. Julia wird jedoch vorgeworfen, durch Eigenaktionen die Freilassung früherer Geiseln verzögert und gefährdet zu haben. (01.03.2005, 17:09 Uhr)

Bagdad/Paris - Die vor zwei Monaten im Irak entführte französische Journalistin Florence Aubenas hat in einem Video verzweifelt um Hilfe gefleht. Die Geisel rief darin den umstrittenen französischen Abgeordneten Didier Julia auf, ihr zu helfen. «Hilf mir, es ist dringend», sagte die 43-Jährige den Angaben zufolge. Auf dem am Dienstag von mehreren Fernsehsendern ausgestrahlten Video wirkt Aubenas verzweifelt. Sie hat ein schmutziges Hemd an, die Haare hängen ihr wirr ins Gesicht. Es war das erste Lebenszeichen der Französin, die vor 55 Tagen in Bagdad zusammen mit ihrem Übersetzer Hussein Hanoun verschwunden war.

Derweil erklärte Iraks Innenminister Falah al-Nakib nach einem Bericht des italienischem Fernsehens, die vor gut drei Wochen entführte italienische Journalistin Giuliana Sgrena lebe. Details nannte er nicht, um das Leben der Geisel nicht zu gefährden.

Im fall Aubenas hält es Paris für «nicht wünschenswert», dass der Abgeordnete Julia aktiv wird. Im Fall Aubenas seien «noch keine Forderungen aufgestellt worden», auch habe es «keinen direkten Kontakt» zu der Entführer-Gruppen gegeben, hieß es dazu im Amt von Premierminister Jean-Pierre Raffarin. Ein Video der entführten Journalistin sei bereits am Donnerstag vergangener Woche ihrer Familie gezeigt worden. Darin sei von dem Abgeordneten Julia nicht die Rede gewesen. Spezialisten des Verteidigungsministeriums prüfen, ob es sich ansonsten um das gleiche Video handelt. Es werfe «viele Fragen und Hypothesen» auf, hieß es.

Der französische Abgeordnete Julia verlangte von der Regierung in Paris daraufhin, ihm seine «Handlungsfreiheit» wiederzugeben, die er nach seinen gescheiterten Bemühungen um die Freilassung der französischen Reporter Christian Chesnot und George Malbrunot verloren habe. Die beiden Männer waren im August 2004 im Irak entführt worden und erst am 21. Dezember wieder freigekommen. Die französische Regierung hatte Julia vorgeworfen, durch eigenmächtige Aktionen die Freilassung der Männer verzögert und gefährdet zu haben. Gegen Julia laufen im Zusammenhang mit seinem Vorgehen Ermittlungen.

Die Regierung und der Vorsitzende des Auswärtige Ausschusses der Nationalversammlung, Edouard Balladur, seien dagegen, dass der umstrittene Julia zu vermitteln versuche, sagte Bernard Accoyer, der Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei UMP. Das hätten sie Julia wissen lassen. Die Entführung der Journalistin lasse sich mit dem Fall Chesnot/Malbrunot nicht vergleichen, sagte er nach einem Gespräch mit Raffarin, «die Sache bekommt eine sehr ernste Dimension.» Die Hilfsorganisation «Reporter ohne Grenzen» nannte es positiv, dass es keine ausdrücklichen Drohungen gegen Aubenas gebe. (tso) ()

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