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Joffe

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Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Was es mit Putins Neu-Sprech auf sich hat, warum der Iran sich nicht wirklich wandelt und warum sich Merkel über den Thüringer Linksruck freuen kann.

Wladimir Putin beschwert sich über die neue „Eindämmungspolitik“. Muss sich der Westen bessern?

Ein hübsches Beispiel für Orwells „Neusprech“, eine Sprache, die verschleiert, beschönigt und manipuliert. Die haben wir schon auf dem Schulhof perfektioniert, wenn der Lehrer bei einer Keilerei empört fragte, wie die begonnen hatte. Der Aggressor: „Es fing an, als der da (das Opfer) zurückschlug.“ Den Sanktionen gingen bekanntlich der Krim-Raub und die kaschierte Eroberung der Südost-Ukraine voraus. Adolf H. hat 1939 beim Angriff auf Polen auch nur „zurückgeschossen“. John Kerry betont das Offenkundige: „Es ist nicht unser Wunsch oder unsere Strategie, dass sich Russland mit seinen Aktionen selber isoliert.“

Der Iran fliegt Angriffe gegen den IS: Zählt das Land nun zur Achse der Guten?

Schön wär’s. Tatsächlich kocht der Iran sein eigenes Süppchen. Derweil er den Sunni-Terror bekämpft, unterminiert er wie eh und je die sunnitischen Staaten ringsum – von Afghanistan über den Golf bis zum Vielvölker-Gemisch Libanon. Teheran bewaffnet die Hamas, die jeglichen Frieden mit Israel verweigert. Zur „Achse der Guten“ würde der Iran erst aufschließen, wenn er als Stabilisierungs- und Verantwortungsmacht aufträte und seine atomaren Ambitionen aufgäbe. Zu wünschen wäre diese wundersame Wandlung schon.

Ein Linker regiert Thüringen: Wie gefährlich ist Bodo Ramelow?

Für wen? WmdW sieht die SPD als Hauptopfer. Parteichef Gabriel konnte sich bei den Genossen in Erfurt nicht durchsetzen. Die tragen nun die Verantwortung für den kommenden Linksruck der Landespolitik, der auf die Bundespartei abfärben wird. Freuen darf sich Merkel, die ihre CDU in die Brache links von der Mitte vorschieben und so die nationalen Ambitionen der SPD weiter schmälern kann. Das hieße „Angie forever“ – es sei denn, es gelänge Gabriel, die Erfurter Sozen sozusagen links liegen zu lassen und die Bundes- SPD auf einen mittigen Modernisierungskurs zu zwingen.

Ein Wort zur EZB ...

Die Europäische Zentralbank plant, ihre Bilanzsumme Anfang 2015 um eine Billion (eine 1 mit 12 Nullen) aufzublähen: mit dem Ankauf von Staatsanleihen (was sie eigentlich nicht darf). Wie üblich sind die Deutschen (Weidmann, Lautenschläger) dagegen, und zwar aus gutem Grund. Die Zinsen in Euroland tendieren ohnehin gen null, das Wachstum tut es auch. Offensichtlich hilft die Geldschwemme nicht, wenn Frankreich und Italien (die zweit- und drittstärksten Wirtschaften) die schmerzhaften Reformen verweigern, die sie wieder wettbewerbsfähig machen könnten. Euroland leidet nicht an einem Mangel an Liquidität, und noch billigere Zinsen machen das Leben auf Pump leichter.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Die Fragen stellte Malte Lehming.

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