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Josef Joffe ist Herausgeber der "Zeit".

© Tsp

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

Josef Joffe pflegt mit Donald Trump gemeinsame Interessen und redet wegen der CIA am Telefon nur noch über Kochrezepte.

Angela Merkel zu Gast bei Donald Trump: Werden die beiden Freunde?

Im WmdW-Katalog der ewigen Wahrheiten steht oben an, dass es zwischen Nationen keine Freundschaften gibt, sondern nur gute, auf gemeinsamen Interessen basierende Beziehungen. Seit dem Wochenende verbreitet das Weiße Haus, wie sehr Trump die Kanzlerin schätzt. Dies auf dem Sockel freundlicher Worte zu Nato und EU. Mit wem sollte denn Trump sonst anbandeln? In Rom wechselt ständig die Regierung. In Paris steht Le Pen ante portas. London zieht sich auf die Insel zurück. Dagegen ist D, die Zentralmacht, ein Musterbeispiel an Stabilität und Wirtschaftswachstum.

Die EU-Chefs entscheiden sich per Mehrheitsbeschluss für Donald Tusk und gegen Polen. Ist Europa erwachsen geworden?

Umgekehrt. Polen ist das erfolgreichste Reformland im ehemaligen Ostblock; zum ersten Mal in seiner Geschichte ist es sicher im Westen eingebettet und mit besten Beziehungen zum alten Erzfeind Preußen-Deutschland. Es ist Zeit, dass Warschau wieder so erwachsen wird, wie es bis vor Kurzem war – ein Pfeiler im europäischen System. Deshalb war das 27-zu-eins-Votum der EU für Tusk das richtige Signal: Kommt zurück in die Gemeinschaft der liberalen Demokratien; ihr habt diesen jugendlichen Nationalismus nicht nötig.

Die Niederländer wählen. Das Richtige?

Auch diese Voraussage könnte das Schicksal jener WmdW-Prophezeiung erleiden, wonach es Trump nie schaffen würde. Dennoch: Zwar hat Geert Wilders’ Freiheitspartei 2016 in den Umfragen geführt, aber die Rechtspopulisten fallen zurück, zumal der Mann bizarrerweise keinen Wahlkampf mehr macht. Die Mitte-Rechts-Partei des jetzigen Regierungschefs liegt vorn. Noch wichtiger: Keine etablierte Partei will eine Koalition mit Wilders eingehen. Schließlich wächst die Wirtschaft mit gesunden 2,1 Prozent. Deshalb: Die Polder- Republik wird keinen Premier namens Wilders haben. (Ohne Gewähr, immer an den Trump-Faktor denken.)

Ein letztes Wort zur CIA ...

Nach jeder Enthüllung fühlt sich WmdW wie in der Netflix-Serie „Designated Survivor“, wo eine Washington- Verschwörung die nächste jagt. (Sie beginnt mit der Vernichtung des Kapitols, mitsamt Präsident, Kabinett und Kongress.) Ob Obama den Trump abhören ließ, hätte eine einfache Antwort: Trump muss dem zuständigen Geheimgericht FISA befehlen, die Akten zu öffnen: Gibt’s eine Obama-Order oder nicht? Tut der Twitter-Artist aber nicht. Ansonsten fällt auf, dass Wikileaks nie verrät, wie China und Russland die Menschheit ausspionieren. Zielscheibe bleibt Amerika. Folglich eine neue Serie: Wiki als heimlicher Erfüllungsgehilfe von Moskau und Peking. Plus ein Ratschlag: Per Mail oder Telefon nur noch über Wetter und Kochrezepte reden.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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