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Politik: Vier-Sterne-Job

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Auch ein schöner Beruf ist Ex-General. Der Weg dahin mag mühsam sein, aber es lohnt sich.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Auch ein schöner Beruf ist Ex-General. Der Weg dahin mag mühsam sein, aber es lohnt sich. Andere Menschen müssen, um ins Fernsehen zu kommen, sich halbnackich ausziehen oder einen Elefanten balancieren können. Ex-Generäle kommen ins Fernsehen bei Krieg. Der Krieg ist für uns Zuschauer schwer zu verstehen. Wir sehen Panzer durch Wüstenstürme rumpeln, wir sehen Bombenblitze über Bagdad, wir sehen Reporter mit Helmen auf dem Kopf, aber wie das alles zusammenhängt, das wissen wir nicht. Also brauchen wir einen Experten, der es uns sagt. Wenn gerade keiner da ist, tut es auch ein Ex-General. Am Montag weiß er, weshalb der Vormarsch nur auf geringen Widerstand treffen wird, am Dienstag erläutert er, weshalb der starke Widerstand vorauszusehen war, am Mittwoch erklärt er, wieso die Zahl der eingesetzten Soldaten zu gering ist, am Donnerstag weist er nach, dass kleine Kommandoeinheiten natürlich effektiver sind als Infanteristen-Massen. Dass exakt diese Analysen an den nämlichen Tagen schon ab dem frühen Morgen in den Internet-Ausgaben der großen amerikanischen Zeitungen nachzulesen sind, zeigt nur, wie gut unsere Ex-Generäle Bescheid wissen. Neulich hat zwar einer, der noch ein sehr aktiver General ist, seine Ex-Kollegen mit der spitzen Bemerkung bedacht, er selbst habe Erfahrung am Lagerfeuer, andere Erfahrungen mit Feuer jedoch nicht. Aber das war bestimmt Neid. Der Mann sitzt halt bloß im Verteidigungsministerium und weiß nichts. Obwohl – manchmal wünscht man sich ja schon, dass auch mal so ein Ex-General den Moderator mit großen Augen anguckt und sagt: „Woher soll denn ich wissen, was da in der Wüste abgeht?“ Dieser Ex-General wäre ab da ein Ex-Experte. Aber wir würden ihn zum Trost für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen.

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