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Der russische Präsident Wladimir Putin.

© dpa

Vom Kremlchef ist nichts zu sehen: Die Erklärungen für Putins Abwesenheit sind schwach

Seit einer Woche ist Wladimir Putin von der Bildfläche verschwunden. Ein Sprecher dementiert, dass der russische Präsident krank sei. Und doch erinnert der Fall an vergangene Zeiten, an Zeiten, in denen Kremlastrologie gefragt war. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Wenn Angela Merkel eine Woche lang nicht zu sehen wäre, dann wäre auch in Berlin was los. Nun ist Wladimir Putin eine Woche lang nicht öffentlich aufgetreten – was Wunder, dass jetzt die Kremlastrologie losgeht. So hieß das früher, als es die Sowjetunion noch gab. Und Putin gibt sich alle Mühe, an diese Zeit zu erinnern, Kremlherr, der er geworden ist. Vor dem Hintergrund von anhaltenden Berichten, Gerüchten, dass er ernstlich krank sei, liegen neue Spekulationen nicht fern. Das erinnert an so viele vor Putin, zum Beispiel an Juri Andropow, der selber auch mal KGB-Chef war.

Nun hat Putins Sprecher gesagt, sein Chef habe ein Meeting nach dem anderen gehabt. Das klingt als Erklärung ein bisschen schwach. Da hätte es angesichts des Personenkults um den Macho-Mann doch längst viele, viele Bilder geben müssen. Kiews OB Vitali Klitschko behauptete vor ein paar Monaten, Putin sei krank. Damals haben wahrscheinlich die meisten hierzulande gedacht, Klitschko meine das eher im übertragenen Sinn. Andererseits, wenn man es noch einmal bedenkt: So ein Boxchamp lernt, Menschen, zumal seine Gegner, zu „lesen“, ihre Schwächen zu entdecken; davon lebt er. Also vielleicht… Genug dazu. Wie gut, dass Putin noch Helmut Schmidt hat, der ihn politisch versteht. Und was sagt Gerhard Schröder?

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