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Politik: Vom Strand in den Elysee-Palast?

Stets braun gebrannt mit leicht wallendem silbergrauen Haar und nie um schöne Worte verlegen. So kennen Frankreich und die Welt Dominique de Villepin.

Stets braun gebrannt mit leicht wallendem silbergrauen Haar und nie um schöne Worte verlegen. So kennen Frankreich und die Welt Dominique de Villepin. Unvergessen sein Auftritt im UN-Sicherheitsrat Anfang 2003, als er für seine flammende Rede gegen den Irakkrieg sogar Beifall erhielt. Damals war de Villepin noch Außenminister seines Landes – inzwischen ist er zum Premierminister aufgestiegen und seit 100 Tagen im Amt. Ausgerechnet jetzt könnte ihm ein neues Buch die Laune verderben.

Unter dem Titel „Der Mann der sich zu sehr liebte“ (L’homme qui s’aimait trop) haben die Journalisten Yves Derai und Aymeric Mantoux ein schonungsloses Porträt des Premiers auf den Markt gebracht. „De Villepin ist eine der derzeit paradoxesten Figuren, eine komplexe Persönlichkeit mit vielen Facetten, ein Januskopf“, sagte Yves Derai dem Tagesspiegel.

Für die Autoren ist klar: De Villepin ist ein echtes „politisches Tier“, einer, der ganz nach oben will. Zwar hat er seine Präsidentschaftsambitionen bisher offiziell verneint, doch Derai und Mantoux sind überzeugt: Das Einzige, was den Premier interessiere, sei der Chefsessel im Elysée-Palast. Jeder, der ihn auf diesem Weg bis zur nächsten Wahl 2007 behindere, werde bekämpft – auch und vor allen sein erklärter Rivale Nicolas Sarkozy, Innenminister und Parteichef der rechtsbürgerlichen UMP.

Yves Derai sieht in de Villepin Parallelen zum allmächtigen Polizeichef Fouché, einem Meister der Intrigen. Als etwa Präsident Chirac von seinen zahlreichen Affären eingeholt wurde, war es de Villepin, der als damaliger Berater des Staatschefs die Verteidigungsstrategie entwickelte und im Elysée einen Affären-Sonderstab, ein so genanntes „schwarzes Kabinett“, einrichtete. So glauben Derai und Mantoux auch, dass die gezielten Gerüchte um die Ehekrise von Innenminister Sarkozy von de Villepin gestreut wurden. Schließlich habe dieser derzeit nur ein Ziel: Sarkozy so weit zu destabilisieren, dass er die Nerven verliert und aufgibt.

„Es wird eine fürchterliche Schlacht zwischen den beiden geben“, prophezeit Derai und schmunzelt. „Dabei hält sich de Villepin von Natur aus für den Klügeren, den Schöneren im Vergleich zum eher klein gewachsenen Sarkozy“.

Ein Image, das de Villepin pflegt. Auf dem jüngsten Parteitag der Konservativen in La Baule ging er nach dem Joggen im Atlantik baden und präsentierte sich und seinen wohlgeformten Körper anschließend ungeniert in der Badehose: Ein Mann, der sich (zu sehr) liebt.

Sylvie Stephan[Paris]

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