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Vor dem NSU-Prozess: Die Angeklagten

Zehn Menschen wurden von der Neonazi-Terrorgruppe NSU ermordet, weitere bei Sprengstoffanschlägen schwer verletzt. Die Haupttäter, Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt, sind tot. Am Mittwoch beginnt der Prozess gegen Beate Zschäpe und weitere mutmaßliche Unterstützer des NSU.

Von Frank Jansen

Beate Zschäpe

Die 38 Jahre alte Frau aus Jena ist die Hauptangeklagte. Ihr wirft die Bundesanwaltschaft vor, Mittäterin bei allen Verbrechen des NSU gewesen zu sein. Außerdem kommt der Brand des Hauses in Zwickau hinzu, in dem Zschäpe mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt von April 2008 an gelebt hatte. Zschäpe zündete die Wohnung am 4. November 2011 an, zuvor hatten sich Mundlos und Böhnhardt in Eisenach nach einem Sparkassenraub erschossen, als die Polizei erschien. Ob es im Prozess gelingt, Zschäpe nachzuweisen, dass sie in alle Verbrechen von Mundlos und Böhnhardt eingeweiht war, erscheint fraglich. Bei den zehn Morden des NSU befand sich Zschäpe laut Anklage nur einmal in der Nähe des Tatorts, im Juni 2005 bei dem Attentat auf den Türken Ismail Yasar in Nürnberg.

Für die Bundesanwaltschaft steht außerdem fest, dass Zschäpe die Terrorzelle „abgetarnt“ hat. Die Frau soll mit erfundenen Geschichten verhindert haben, dass Nachbarn misstrauisch wurden, wenn Mundlos und Böhnhardt verschwanden, um zu morden, zu sprengen und zu rauben. Außerdem habe Zschäpe die erbeuteten Gelder verwaltet. Mundlos und Böhnhardt sollen in den knapp 14 Jahren im Untergrund mehr als 60 0 00 Euro bei den Überfällen auf Geldinstitute und einen Supermarkt geraubt haben.

Ralf Wohlleben

Der ebenfalls 38-jährige Ralf Wohlleben ist neben Zschäpe der einzige Angeklagte, der noch in Untersuchungshaft sitzt. Er soll die Beschaffung der Pistole Ceska 83 eingefädelt haben, mit der Mundlos und Böhnhardt die neun türkisch- und griechischstämmigen Migranten töteten. Die Bundesanwaltschaft hält Wohlleben vor, er habe Beihilfe zu neunfachem Mord geleistet. Wohlleben ist halbwegs „prominent“, da er von 2006 bis 2008 Vizevorsitzender der NPD in Thüringen war.

Carsten S.

Ihn zählt die Bundesanwaltschaft zu einem der von Wohlleben dirigierten Helfershelfer. Dem 32 Jahre alten Carsten S. wird vorgeworfen, im Auftrag Wohllebens die Ceska 83 besorgt zu haben. Die Waffe, zusammen mit einem Schalldämpfer und 50 Schuss Munition, soll Carsten S. in Chemnitz Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt übergeben haben. Die Anklage lautet bei Carsten S. ebenfalls auf Beihilfe zu neunfachem Mord.

Holger G.

Er soll dem Trio geholfen haben, sich mit falschen Papieren zu tarnen. Laut Bundesanwaltschaft bekam Uwe Böhnhardt von Holger G. einen Führerschein und einen Reisepass. Für Zschäpe soll der 38 Jahre alte Holger G. einer Frau die AOK-Versichertenkarte abgekauft haben. Mit der Karte soll Zschäpe mehrmals zum Zahnarzt gegangen sein. Die Bundesanwaltschaft wirft G. Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor.

André E.

Der 33 Jahre alte Rechtsextremist aus Sachsen lernte das Trio in Chemnitz kennen, als es schon untergetaucht war. Er soll dreimal Wohnmobile gemietet haben, mit denen Mundlos und Böhnhardt zu zwei Raubüberfällen und im Januar 2001 zum ersten Sprengstoffanschlag in Köln, bei dem eine Deutsch-Iranerin schwer verletzt wurde, fuhren. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm Beihilfe zu versuchtem Mord, zu einer Sprengstoffexplosion, zu zweifachem Raub und die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vor. fan

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