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Politik: Vorbild und Unruhestifter

Berlin Vor kurzem bekam Heiner Geißler Lob aus der Parteispitze. Der neue CDU-General Volker Kauder nannte ihn eines seiner Vorbilder.

Berlin Vor kurzem bekam Heiner Geißler Lob aus der Parteispitze. Der neue CDU-General Volker Kauder nannte ihn eines seiner Vorbilder. Geißler habe die Partei inhaltlich und kampagnenmäßig modernisiert. Von 1977 bis 1989 griff Geißler als Generalsekretär nicht nur den politischen Gegner an, sondern kam auch mit der eigenen Partei in Konflikt.

Unbequem ist Geißler geblieben. An diesem Donnerstag wird er 75 Jahre alt. Huldigungen wie die von Kauder aber sind rar geworden für den Jubilar. Viele Positionen, die seine Partei heute vertritt, lehnt er ab. Hartz IV und die Kopfpauschale sind für ihn neoliberales Zeug. Und angesichts der Pläne zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes fragte er schon mal, ob die Union vom „Teufel des Modernisierungswahns“ geritten sei.

Vielen CDUlern gilt Geißler wie Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm denn auch als Sozialromantiker. In der Tat war es ihm stets wichtig, die CDU unterscheidbar zu halten – zur FDP wie zur CSU. Und die Betonung sozialer Kompetenz gehörte für ihn zu den wichtigsten Prämissen. Doch Geißler war er auch Vordenker. Er empfahl der CDU früh eine konstruktivere Haltung zur Ostpolitik Willy Brandts. Er mahnte sie, die Realitäten einer multikulturellen Gesellschaft zu akzeptieren, er brachte ihr die Frauenquote bei. Und als Hobby-Alpinist lagen ihm auch Umweltfragen am Herzen.

Geißlers Karriere ist eng mit der von Helmut Kohl verbunden. Kohl machte ihn 1977 zum CDU-General, 1982 zum Gesundheitsminister. Es kam jedoch zum Zerwürfnis. 1989 schlug Kohl ihn nicht wieder zum Generalsekretär vor, obwohl die meisten Landesverbände dafür waren. Bis heute haben sich beide nichts zu sagen. Dem politischen Gegner hingegen begegnet Geißler mit Altersmilde. Die Grünen, früher als „politischer Volkssturm“ der SPD geschmäht, sind für ihn längst potenzieller Koalitionspartner. Beim Staatsangehörigkeitsrecht und in der USA-Politik steht er Rot-Grün nahe.

Bis ganz nach oben hat es der Unruhestifter nicht geschafft. Aber er wüsste, was er täte, wenn er denn Papst würde. Der frühere Jesuitenschüler würde die letzten Diskriminierungen von Frauen und das Zölibat abschaffen und die Kardinäle Joachim Meisner und Joseph Ratzinger zu „Dorfpfarrern“ machen. ddp

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