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Politik: Vorsichtige Annäherung ohne Arafat

Drei palästinensische Minister werben in den USA um Vertrauen

Von Martin Gehlen

In das Verhältnis zwischen den USA und der Palästinenserführung kommt wieder Bewegung. Zum ersten Mal, seit sich die US-Regierung im Juni offiziell gegen Jassir Arafat als Palästinenser-Präsident ausgesprochen hat, ist nun eine hochrangige Palästinenser-Delegation zu Gesprächen nach Washington gereist. Ihr gehören der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat, Innenminister Abdel Rasak Jehijeh sowie Handelsminister Maher el Masri an. Sie kommen mit US-Außenminister Colin Powell und der Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice zusammen und wollen über die Reformbemühungen in der Palästinenser-Regierung, die Erneuerung der Kooperation in Sicherheitsfragen und den Dialog der Konfliktparteien reden. Erekat warnte jedoch bereits bei der Ankunft, die Alternative zu Arafat sei „das Chaos“. Die Bestimmung der palästinensischen Führung sei allein Sache des palästinensischen Volkes.

Die dreiköpfige Delegation repräsentiert nicht gerade einen personellen Neuanfang in der palästinensischen Autonomiebehörde. Handelsminister Maher el Masri gehörte dem Kabinett bereits seit 1996 an. Der 55-Jährige studierte Wirtschaftswissenschaften an der American University in Beirut und arbeitete im Libanon als Geschäftsmann. Anschließend lebte er in Jordanien und Saudi-Arabien, bevor er sich 1987 in Nablus niederließ und als Geschäftsführer einer Olivenöl-Fabrik tätig war. Er ist der Hauptgesprächspartner für Israel in allen Wirtschaftsfragen.

Saeb Erekat war bereits Mitglied der palästinensischen Delegation bei der Konferenz in Madrid 1991 und später bei den Friedensgesprächen von Oslo. 1996 verlieh ihm Präsident Arafat den offiziellen Titel des palästinensischen Chefunterhändlers. Der 46-Jährige studierte Politikwissenschaften an der San Francisco State University und promovierte in Großbritannien an der Bradford Universität über das Thema „Konfliktlösung und Friedensstudien“. Danach kehrte er als Dozent zurück nach Nablus und lehrte an der dortigen An-Najah Universität. Gleichzeitig arbeitete er als Journalist für die palästinensische Zeitung Al Quds. Der wortgewandte Politiker, der zahllose Bücher und Zeitschriftenartikel über den Nahostkonflikt veröffentlicht hat, ist im Kabinett zuständig für die palästinensischen Kommunen.

Einzig Innenminister Abdel Rasak Jehijeh ist neu im palästinensischen Kabinett. Der 73-jährige gehört zu den alten Getreuen von PLO-Chef Arafat. Er wurde nahe Haifa geboren, studierte Militärtechnik in Damaskus und spezialisierte sich auf schwere Waffen und Luftverteidigung. Als Offizier in der syrischen Armee nahm Jehijeh 1967 an dem Sechs-Tage-Krieg teil und kämpfte auf den Golanhöhen. Von 1970 bis 1972 war er Chef der palästinensischen Exilarmee. Während des Oslo-Friedensprozesses war der General an zahlreichen Gesprächen mit Israel über Sicherheitsfragen beteiligt. Heute zeigt er sich entschlossen, hart gegen die bewaffneten Milizen in den eigenen Reihen vorzugehen. Er werde nicht zulassen, dass der des palästinensischen Volkes mit Terrorismus beschmutzt werde, sagte Jehijeh kurz nach seiner Amtseinführung im Juni. Mit amerikanischer Hilfe will er einen einheitlichen palästinensischen Sicherheitsapparat schaffen und die bislang operierenden zwölf Geheimdienste auflösen.

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