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Wahl im ersten Durchgang: Gauck ist neuer Bundespräsident

Joachim Gauck ist Deutschlands neuer Bundespräsident. Mit großer Mehrheit wurde er von der Bundesversammlung ins Amt gewählt. Bundeskanzlerin Angela Merkel wertet dies als Zeichen, dass "die Ostdeutschen angekommen" sind.

Joachim Gauck ist mit einer breiten Mehrheit der Bundesversammlung zum neuen Bundespräsidenten gewählt worden. 991 Delegierte stimmten für den 72-Jährigen, was etwa einer Zustimmung von 80 Prozent entspricht. Trotz der breiten Mehrheit versagten Gauck allerdings mindestens 103 Delegierte aus dem eigenen Lager die Stimme. Für die Kandidatin der Linken, Beate Klarsfeld, votierten 126 Wahlmänner und -frauen, das sind drei mehr als das Linkenlager zählt.

"Was für ein schöner Sonntag!", sagte Gauck nach der Wahl in seiner Antrittsrede vor der Bundesversammlung. Er spielte damit zunächst auf die ersten freien Volkskammerwahlen vor 22 Jahren in der DDR an und später bezeichnete er auch diesen Sonntag als einen schönen Tag. In seiner Rede versprach Gauck, sich auf "neue Themen, Probleme und Personen" einzulassen. Er werde nicht alle in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen, "aber ich werde mit all meinen Kräften und meinem Herz 'Ja' sagen zur Verantwortung, die sie mir heute übertragen haben".

Zu den Enthaltungen trugen auch die beiden Berliner Piraten bei, Katja Dathe und Martin Delius. Sie enthielten sich wie auch 106 andere Wahlleute der Stimme. "Entscheidend für uns ist Gaucks Haltung zu den neuen Informationstechnologien. Er sieht das Internet vor allem als Risiko, wir sehen es als Chance", sagte Delius. Am liebsten hätten beide mit Nein gestimmt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhofft sich von Gauck nach eigenen Angaben auch Denkanstöße im politischen Alltag. Sie freue sich darauf, "Anregungen zu bekommen". Konflikte mit dem neuen Bundespräsidenten erwarte sie nicht, auch wenn sich in manchen Fragen sicherlich Meinungsunterschiede zeigen würden. Diese wolle sie im Dialog mit Gauck klären: "Es geht hier nicht um Erziehungsmethoden, sondern um Meinungsäußerungen." Zugleich wertete es die Kanzlerin als Signal, dass nun nach der Kanzlerin auch der Bundespräsident aus der ehemaligen DDR stamme. Dies zeige: "Die Ostdeutschen sind angekommen. Trotzdem bleibt bei der deutschen Einheit noch einiges zu tun."

FDP-Chef Philipp Rösler begrüßte die Wahl Gaucks geradezu im Überschwang: "All die Hoffnungen, die wir in ihn gesetzt haben, hat er schon bei der ersten Rede erfüllt."

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