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Wahlen in Frankreich: Bayrou spricht nur für sich

Die Franzosen haben nur noch die Wahl zwischen Nicolas Sarkozy und Ségolène Royal, doch François Bayrou lässt keinen Zweifel, wen er weiter für das beste Staatsoberhaupt hält: sich selbst.

Paris - Der Zentrumspolitiker François Bayrou gibt seinen 6,8 Millionen Wählern für den Stichentscheid der Präsidentenwahl am 6. Mai zwischen der Sozialistin Ségolène Royal und dem Konservativen Nicolas Sarkozy keine Wahlempfehlung. Er wies damit das Werben beider Kandidaten ab, die der Zentrumspartei UDF Ministerposten im Tausch für eine Wahlunterstützung angeboten hatten. Zur Parlamentswahl im Juni werde er mit einer neu gegründeten Demokratischen Partei antreten, sagte Bayrou.

Sarkozy und Royal hätten ihn nach der Wahl angerufen, doch er habe jedes Gespräch abgelehnt, sagte Bayrou. Mit Sarkozy gingen die Franzosen das Risiko eines machtbesessenen Präsidenten ein. "Ich glaube, es gibt Ähnlichkeiten zwischen (dem früheren italienischen Präsidenten Silvio) Berlusconi und Sarkozy." Bei Royal sieht Bayrou das Risiko eines unklaren gesellschaftspolitischen Konzepts. "Ich akzeptiere keines der beiden Risiken", sagte er. Daher sei es für ihn "absolut unmöglich, einen Ministerposten anzunehmen".

"Drei politische Kräfte"

Fortan gebe es "drei politische Kräfte: eine rechts, eine links und eine in der Mitte", sagte Bayrou. "Ich werde keine Unterwerfung unter eines der beiden anderen Lager akzeptieren." Er nahm aber Royals Angebot einer öffentlichen Debatte an und schlug ein entsprechendes Streitgespräch mit Sarkozy vor. Die Debatte könne helfen, Gemeinsamkeiten und Gegensätze zu klären, sagte er.

Bayrou führt seit 1998 die UDF, die 29 der 577 Abgeordneten in der Nationalversammlung stellt und auf Wahlbündnisse mit Sarkozys UMP angewiesen ist. In der ersten Wahlrunde am vergangenen Sonntag hatte Bayrou 18,6 Prozent der Stimmen erhalten, darunter viele aus dem mit Sarkozy unzufriedenen sozialkatholischen Lager und von Linken, die von Royal enttäuscht sind. Bei der Gründung der Demokratischen Partei muss Bayrou auf diese Kräfte setzen, weil ihm viele UDF-Politiker nicht folgen werden. Mindestens sieben der 29 Abgeordneten liefen bereits zu Sarkozy über.

Sarkozy glaubt an eine Mehrheit

Sarkozy kündigte in einem Gespräch mit der Zeitung "Le Monde" an, seine Regierung nicht nur auf die UMP, sondern auch auf Politiker der Mitte und des linken Lagers gründen zu wollen. "Auch die UDF hat ihren Platz in der Präsidentenmehrheit", sagte Sarkozy. (tso/AFP)

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