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Politik: Wahlkampf: Außenseiter und Spitzenreiter

Günter Nooke fühlt sich sichtlich geschmeichelt. Eben erst hat ihn die Berliner CDU zum Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl gekürt, da wird er schon für den nächsten Posten gehandelt.

Von Matthias Meisner

Günter Nooke fühlt sich sichtlich geschmeichelt. Eben erst hat ihn die Berliner CDU zum Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl gekürt, da wird er schon für den nächsten Posten gehandelt. "Stoiber holt Nooke ins Wahlkampfteam", meldet die "Märkische Oderzeitung". Die Botschaft kommt beim Vize-Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gut an. Zwar habe er darüber "mit keinem geredet", bekennt der 43-Jährige am Montag. Aber: "Mein Job ist das eh." Nun müsse man lediglich sehen, "was an Formalitäten noch zu klären ist".

Formalitäten ist gut. Denn erst vor Wochen war Eckhardt Rehberg, der Fraktions- und Parteichef der CDU in Mecklenburg-Vorpommern, ausgerufen worden, um Kanzlerkandidat Edmund Stoiber in Fragen des Ostens zu beraten. Auch in Rehbergs Umgebung wird die Nachricht über die Nooke-Berufung zunächst überrascht zur Kenntnis genommen - dort aber findet man sie "nicht nett". Hinter vorgehaltener Hand ist die Rede vom "allgemeinen Chaos in den vielen Headquartern" für den Unions-Wahlkampf. Und klar ist in Schwerin: "Nur einer kann an der Spitze stehen."

Stoibers Leute scheinen da offener zu sein. Schon Anfang Februar, als der CSU-Chef in Neubrandenburg seinen ersten Ost-Auftritt als Kanzlerkandidat absolvierte, wurde Nooke kurzfristig dazugeholt. Am Montag kommender Woche wird Nooke den Kanzlerkandidaten im Berliner Opfern-Café empfangen - als Gast einer Runde der ostdeutschen CDU-Bundestagsabgeordneten. Medienwirksam will Nooke Stoiber über den Schlossplatz führen. Das Gespräch diene der "Information des Kanzlerkandidaten vor Ort", sagt er. Und Rehberg? Selbstverständlich sei auch der geladen - wie alle Fraktionsvorsitzenden aus den neuen Ländern.

Die beiden Ost-Repräsentanten haben ganz unterschiedliche Biographien. Der 47-jährige Rehberg war seit 1984 Mitglied der Ost-CDU, Nooke kam über eine kirchliche Oppositionsgruppe und das Bündnis 90 erst 1996 zur CDU. Dass er als Bürgerrechtler etikettiert werde, sei doch nur "ein "Klischee", sagt Nooke: "Abgrenzung hin oder her: Wenn da wirklich zwei an einem Tisch sitzen, kann das ja nicht schaden." Schließlich gebe es in der Union "keine Quote, was die Leute angeht, die für den Osten reden".

Irritationen zwischen zwei Unionsfreunden - und am Ende soll nichts gewesen sein. Nooke versichert, ein "sehr gutes" Verhältnis zu Rehberg zu haben. Umgekehrt versichert der, "sehr kameradschaftlich" mit Nooke umzugehen.Vom Stoiber-Team heißt es, Nooke werde für Stoiber "grundsätzlich ein wichtiger Ratgeber" sein. "Aber das wird nicht irgendwie institutionalisiert."

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