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Wahlkampf: Nachwuchs im Bundestag

Junge Bundestagskandidaten über ihre Motive, Ziele und ihren Wahlkampf mit Twitter und StudiVZ.

Der Wahlkampf für die Bundestagswahl nimmt Fahrt auf. Unter den Kandidaten, die sich um einen Sitz im Bundestag bewerben, sind nur wenige Junge – zumindest auf den aussichtsreichen Plätzen. Das ist nichts Ungewöhnliches, wie der Blick auf die Altersstruktur des aktuellen Parlaments zeigt.

Gerade in den Fraktionen der Regierungsparteien ist der Anteil junger Volksvertreter gering. Zu Beginn der Legislaturperiode im Jahr 2005 waren nur etwa acht Prozent der CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten jünger als 35; bei der SPD waren es sieben Prozent. In den Fraktionen der Opposition liegt die Jungpolitiker-Quote etwas höher. 13 Prozent der Linken-, 14 Prozent der Grünen- und 16 Prozent der FDP-Abgeordneten hatten ihr 35. Lebensjahr bei Amtsantritt noch nicht beendet. Was unterscheidet die jungen Amtsanwärter von ihren älteren Konkurrenten? Woran liegt es, dass die Kandidaten auf den aussichtsreichen Listenplätzen meist deutlich älter sind? Und lassen sich die selbstgesteckten Ziele später auch verwirklichen?

Der größte Unterschied zu den meisten älteren Kandidaten sei ihr Politikstil, meint Jana Zirra. „Ich will nicht von einem Podium aus erklären, wie die Welt funktioniert. Für mich sind die Leute vor Ort die Experten, und ich will Mittlerin sein“, sagt die 29-jährige SPD-Direktkandidatin für den Wahlkreis Lörrach-Müllheim in Baden-Württemberg. Deshalb trifft sie sich mit Bürgern, Unternehmensvertretern und Bürgermeistern und fragt nach ihren Problemen. In den Wahlkampf steckt sie viel Zeit; seit Januar arbeitet die Verwaltungswissenschaftlerin nur noch halbtags. „Ich denke einfach, dass die Leute das auch zu schätzen wissen“, sagt die zierliche junge Frau.

Ihren Listenplatz verdanke sie ihrer jahrelangen Arbeit für die SPD, erklärt Zirra, die sich besonders für Energie- und Europapolitik interessiert. „Den bekommt man nicht einfach nur, weil man jung ist. Ich musste mich ja auch gegen Konkurrenten durchsetzen.“

Für den Wahlkampf nutzt sie auch Twitter, StudiVZ und Facebook – und hatte damit bereits Erfolg: „Letztens kamen zwei junge Leute auf eine meiner Veranstaltungen, die über mein Studi-VZ-Profil von mir erfahren hatten.“

Für den 28-jährigen Sebastian Lechner ist der entscheidende Unterschied zu älteren Kollegen noich ein anderer: „Wir haben die Zukunft stärker im Blick“, sagt der CDU-Kandidat im Wahlkreis Hannover-Land. „Wir haben zwar weniger Erfahrung, dafür aber die kreativeren Ideen“. Er selbst wolle sich dafür einsetzen, dass die Sozialversicherungssysteme familienfreundlicher würden. „Doch dazu müssen sich die Vertreter aller Generationen an einen Tisch setzen“. Den Mangel an jungen Leuten in einflussreichen Ämtern erkläre sich einerseits dadurch, dass für viele Karriere und Familie erst mal wichtiger seien; andererseits würden interessierte Junge von den Älteren oft „nicht rangelassen“, meint Lechner. „Ich selbst hatte da Glück“.

Auch er wendet sogenannte Web-2.0-Wahlkampfmethoden an, da man so auch junge Menschen erreichen könne, die keine Zeitung lesen. Der klassische Wahlkampf, etwa der Besuch von Schützenfesten, stehe allerdings im Vordergrund.

Simone Sohl

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