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Wahlparty der Briten: Faire Eierwürfe auf Blair und Hague

Dass Briten höflich und zurückhaltend seien und deshalb nicht ordentlich feiern könnten, ist ein weit verbreitetes Gerücht. Für die Politik jedenfalls trifft dieses Vorurteil nicht zu, wie in der Nacht von Tony Blairs zweitem Sieg in der poppig-postmodernen Botschaft des Königreichs in der Wilhelmstraße zu erleben war.

Von Hans Monath

Dass Briten höflich und zurückhaltend seien und deshalb nicht ordentlich feiern könnten, ist ein weit verbreitetes Gerücht. Für die Politik jedenfalls trifft dieses Vorurteil nicht zu, wie in der Nacht von Tony Blairs zweitem Sieg in der poppig-postmodernen Botschaft des Königreichs in der Wilhelmstraße zu erleben war.

Botschafter Sir Paul Lever hatte zur Wahlparty in den Wintergarten des Komplexes geladen, der so futuristisch daherkommt, wie Sieger Blair wohl sein ganzes Land gern haben möchte. Zu den Gästen aus der deutschen Politik zählten viele SPD-Vertreter, die sich am Durchmarsch der Schwesterpartei ergötzten. Sie bestaunten auch, dass der Show-Wert einer solchen Entscheidungsnacht im britischen Fernsehen einen deutschen Wahlabend um Längen übertrifft.

Wie Kandidaten aus "Einer wird gewinnen" rannten da in der Stadt Sunderland Wahlhelfer mit Urnen umher, nur damit ihr Wahlbezirk um viertel vor zwölf als Erster sein Ergebnis melden konnte. Die Kandidaten standen in der Stadthalle brav auf der Bühne, bevor feststand, dass der Labour-Mann seinen Sitz gehalten hatte.

Das beliebteste Angebot des Abends aber war ein Online-Spiel mit Großleinwand, bei dem die Gäste durch Eierwurf auf Blair und Hague Punkte machen konnten. Auch ein interessanter Vergleich: Der britische Botschafter lässt spielen, im Deutschen Bundestag aber war ein ähnliches Internet-Angebot der Jungen-Union von Koalitionsvertretern als menschenverachtend gebrandmarkt worden. Vielleicht ist doch ein Gefühl für sportliche Fairness dafür verantwortlich, dass die britische Streitkultur der deutschen manchmal voraus ist.

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