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Politik: Warnung vor der Welle

Nahe Sumatra soll ein Beobachtungssystem vor neuen Tsunamis schützen

Wenn es eine Lehre aus der Tsunami-Katastrophe gibt, dann diese: Ein Frühwarnsystem im Indischen Ozean hätte Tausende von Menschen retten können.

Schnell, nur wenige Tage nach der Katastrophe, regte die damalige Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn an, dass Deutschland ein solches Warnsystem entwickeln könne. Indonesiens Regierung schlug die Offerten der Amerikaner und Japaner aus und entschied sich für die deutsche Hilfe. Nicht zuletzt wegen des großzügigen Angebots: Die Kosten für die 45 Millionen Euro teure Operation übernimmt die Bundesregierung.

Drei Millionen wurden dieses Jahr bereits ausgegeben – das Projekt nimmt Formen an. Wenn alles gut geht, wird das Frühwarnsystem 2008 stehen. Und die Zeit drängt: Vor der Küste Sumatras baut sich schon wieder Spannung auf – Geologen rechnen in den nächsten Jahren bis Jahrzehnten mit weiteren starken Beben.

Das Tsunami-Warnsystem setzt sich aus vier Komponenten zusammen. An erster Stelle steht die Messung von Erdbeben – den Auslösern von Tsunamis. Das Geoforschungszentrum in Potsdam betreibt ein weltweites Netz solcher Seismometer. Für das Frühwarnsystem Indischer Ozean sollen insgesamt 40 neue Messfühler an Land installiert werden, derzeit stehen zwei. Aber die Erdbebenmessung ist lediglich der erste Schritt zur Warnung.

Denn nicht jedes Beben löst auch einen Tsunami aus. An dieser Stelle kommen die Bojen ins Spiel. Auch davon gibt es vor Ort bereits zwei. Insgesamt soll es einmal zehn geben, die im Meer platziert werden und mit Hilfe von Drucksensoren am Boden eine große Welle direkt verfolgen können. Per Funk werden die Messdaten von der Boje zu einem Satelliten übertragen, der sie an ein Datenzentrum auf der Erde weiterleitet.

Stufe drei des Systems bildet die Deutung der Daten. Mit Hilfe von Simulationsmodellen berechnet man, wann, wo und wie der Tsunami eintreffen wird. Darauf folgt die letzte, kritische Phase: die Warnung selbst.

In Japan laufen wenige Minuten nach einem Beben Meldungen über den Fernseher. Auf Hawaii stehen am Strand Sirenen. In Indonesien denkt man über Lautsprecher auf Moscheen nach, doch auch per SMS könnte man die Warnungen verbreiten. Fluchtwege werden gebaut, die zu höher gelegenem Terrain führen, wo man vor der Welle geschützt wäre.

Selbst wenn das Frühwarnsystem eingerichtet ist, im Notfall bleiben – je nachdem, wo die Erschütterung stattfindet – nur eine bis zwei Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen. Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können.

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