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Donald Trump schirmt seine Augen mit der Hand ab, um trotz der blendenden Scheinwerfer sehen zu können.

© dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe fürchtet Trumps Chaos, empfiehlt VW gute Anwälte und bewundert die Elphi.

Der künftige US-Präsident Donald Trump traf die Presse – und redete wie ein Kind. Ein raffinierter Trick?

Auf Englisch sagt man: „What you see is what you get“, so redet er, so ist er. Wie er funktioniert, hat er schon vor 30 Jahren in seinem Buch „The Art of the Deal“ beschrieben: „Man kann kein kreativer Unternehmer sein, wenn man sich in eine Struktur zwängt. Ich gehe halt jeden Tag zur Arbeit und gucke, was sich so entwickelt.“ Dabei bleibt er sich aber treu: Medien bombardieren, immer auf Sendung, stets brutal zurückschlagen. Seine Wähler finden das noch gut: Der redet so, wie wir’s gern täten. Irgendwann werden sie merken, dass sie keinen Rächer bekommen haben, sondern das Chaos.

Die US-Justiz droht einem VW-Manager in Sachen Dieselgate 169 Jahre Haft an. Ein Vorbild für die deutschen Kollegen?

Bisher war nur VW als solches im Visier der Strafverfolger und konnte glauben, mit Milliardenbußen und Entschädigungen davonzukommen. Jetzt wird ein Manager, Oliver S., persönlich belangt, weil er gezielt vertuscht haben soll. Träfe der Tatbestand der kriminellen Absicht auch auf dem deutschen Markt zu, müssten die Ermittler auch hier die Drahtzieher persönlich zur Verantwortung ziehen. Und deren Vorgesetzte. VW sollte Oliver S. die besten US-Anwälte besorgen. Er hätte es ja für die Firma getan.

Theresa May ist ein halbes Jahr im Amt. Will she take back control?

Das ist ihr Mantra. Bislang zeigt sie aber nicht, dass sie aus dem Holz der Maggie Thatcher geschnitzt ist. Jedenfalls hat sie noch keinen Plan für den Brexit, den sie in einem Vierteljahr auslösen will. Sie hat das Mitgefühl von WmdW, der sich nicht vorstellen kann, wie man die nationale Kontrolle über die Wirtschaft eines Landes zurückgewinnt, das so vielfältig mit der EU verflochten ist wie GB. Er weiß nur eines: Eine Scheidung ist immer teuer und schmerzhaft. Zum Schluss sind beide Seiten ärmer, aber nicht wirklich freier, weil sie sich um die Opfer – die Kinder – kümmern müssen.

In die Elbphilharmonie geht der Scharoun-Bau fünfmal rein. Wird Berlin jetzt zum Vorort von Hamburg?

Musikmäßig nicht, hat doch Berlin drei Opernhäuser und Hamburg nur eines. Aber die Elphi ist schon mal der teuerste Musikpalast auf Erden; mit 870 Millionen kostete der zehn Mal mehr als veranschlagt. Das toppt BER easy mit bis jetzt fünf Milliarden – nach oben offen. Allerdings ging es bei der Elphi schneller. Zehn Jahre von Baubeginn bis zur Einweihung. Spatenstich BER: 2006, Ende: offen. Die Hanseaten sind also fixer, und Angela Merkel war so beeindruckt, dass sie in der ersten Reihe mucksmäuschenstill sitzen blieb und kein Wort sagte.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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