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Politik: Was Wüsten kosten

Ein Ökoproblem wird zum Wirtschaftsproblem

Wenn erst einmal klar ist, wie teuer die Schäden durch Wüstenbildung sind, wird auch der Pakt dagegen mehr Wirkung haben. Das hoffen die 160 Staaten, die vergangene Woche im südkoreanischen Changwon zusammengekommen sind, um zu beraten, wie die Ausbreitung der Wüsten aufgehalten werden kann. Die Wüstenkonvention (UNCCD) ist einer von drei Umweltverträgen, die beim Weltgipfel in Rio 1992 vereinbart worden waren. Obwohl die UNCCD ihren Sitz wie die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) in Bonn hat, wird die Arbeit in Europa kaum wahrgenommen. Selbst die Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt (CBD) erzielt mehr Aufmerksamkeit.

Das will Südkorea, derzeit Präsident der UNCCD, ändern und hat dafür die Unterstützung Deutschlands gewonnen. Mit einer groß angelegten Studie zur Ökonomie der Landentwertung (Economics of Land Degradation, ELD) sollen die wirtschaftlichen Schäden ermittelt werden. Federführend wird die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) sein. Angestoßen haben die Initiative das deutsche Entwicklungsministerium, die Europäische Kommission und die UNCCD. Anneke Trux von der UNCCD sagte: „Die Forschung muss zeigen was es kostet, wenn Land verödet.“

Nicholas Hanley, Chefverhandler der Europäischen Kommission, glaubt, dass die Ergebnisse der ELD-Studie noch schockierender sein werden als die des „Stern“-Reports, der 2006 die Kosten der Vermeidung des Klimawandels den Kosten des ungebremsten Klimawandels gegenübergestellt hatte. Im vergangenen Jahr war eine entsprechende Studie zu den Kosten des Verlust der Biodiversität vorgestellt worden. Die TEEB-Studie zeigte, dass Investitionen in Ökosysteme nicht nur Arten erhalten, sondern auch zu den billigsten Möglichkeiten zählen, das Klima zu schützen. Ähnliche Ergebnisse erwartet Hanley für die Landstudie. Er hofft, dass es dann mehr Bereitschaft gibt, in die Vermeidung der Wüstenbildung zu investieren.

„Wenn sie Bürger fragen, ob sie Geld ausgeben wollen, um Bäume in der Sahara zu pflanzen, werden sie vermutlich Ja sagen. Aber, wenn sie fragen, geben Sie Geld, um Bauern beizubringen, wie sie ihr Land nachhaltig bewirtschaften können, sinkt die Bereitschaft. Das ist das Paradox der Konvention – es ist weniger sexy, die Landentwertung zu vermeiden, als zu versuchen, es zurückzugewinnen“, sagt Hanley. Jedes Jahr gehen 12 Milliarden Hektar fruchtbares Land verloren. Darauf könnten 20 Millionen Tonnen Getreide angebaut werden. Rund 1,5 Milliarden Menschen sind heute schon unmittelbar von der Wüstenbildung betroffen.

Dass das Entwicklungsministerium bereit ist, in die Landstudie zu investieren, dürfte mit der Kritik an der Reaktion auf die Hungerkrise in Ostafrika zu tun haben. Minister Dirk Niebel (FDP) hat eine Task Force gebildet, die ermitteln soll, wie die künftig 700 Millionen Euro jährlich für ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit ausgegeben werden sollen. Die ELD-Studie könnte da eine Entscheidungshilfe bieten. mit deh

Komila Nabiyeva[Changwon]

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