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Bundeswehr in Kundus

© dpa

Politik: Welthungerhilfe kritisiert Bundeswehrkonzept in Afghanistan Organisation macht Militäreinsatz für Gefährdung ihrer Mitarbeiter verantwortlich / Konflikte und Naturkatastrophen absorbieren immer mehr Mittel

Die Arbeit für Hilfsorganisationen in Afghanistan und anderen Krisengebieten werden immer gefährlicher. Das sagte der Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß, am Dienstag in Berlin.

Die Arbeit für Hilfsorganisationen in Afghanistan und anderen Krisengebieten werden immer gefährlicher. Das sagte der Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, Hans-Joachim Preuß, am Dienstag in Berlin. Verantwortlich dafür sei unter anderem, dass die Grenzen zwischen militärischen und humanitären Einsätzen immer mehr zu verschwimmen drohten, so Preuß bei der Jahrespressekonferenz der Spendenorganisation. Damit stellte er auch den Ansatz der Bundeswehrmission in Afghanistan infrage, der ausdrücklich zivile Aufbauprojekte umfasst. Die Folge aus Sicht von Preuß: „Die Bevölkerung und bewaffnete Kräfte können nicht mehr zwischen Militär und Zivilisten unterscheiden, Hilfsorganisationen geraten ins Fadenkreuz.“ Im Norden Afghanistans, wo die Bundeswehr stationiert ist, sind in diesem Jahr zwei Mitarbeiter der Welthungerhilfe ermordet worden. Dass in der Politik gerade das zivile Engagement der Soldaten als Erfolg gewertet wird, kann Preuß nicht nachvollziehen. Um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, seien nicht Entwicklungsprojekte entscheidend, „sondern das Auftreten der Soldaten“.

Trotz des internationalen Militäreinsatzes habe sich die Lage in Afghanistan kontinuierlich verschlechtert, sagte die Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble. An einen Rückzug aus Afghanistan denkt die Organisation aber nicht. „Wir haben kein Ausstiegsszenario“, so Preuß. Allerdings werde nach dem Mord an den beiden Kollegen das Sicherheitskonzept für das Land überarbeitet, Neuvorhaben seien zunächst ausgesetzt. „Mitarbeiter der Welthungerhilfe werden aber auch in Zukunft prinzipiell unbewaffnet in ihrem Einsatzland unterwegs sein.“

Dies gilt auch für andere Krisengebiete, in denen die Welthungerhilfe tätig ist. Von den 165 Millionen Euro, die der Organisation 2006 zur Verfügung standen, gab sie fast 60 Prozent für Nothilfe aus, 54 Millionen Euro allein für den Sudan. Immer mehr Länder litten unter Konflikten und Naturkatastrophen, sagte Ingeborg Schäuble. „Auch wenn 2006 nicht von medienträchtigen Katastrophen wie dem Tsunami geprägt war, stehen wir vor großen Herausforderungen, denn auch die stillen Katastrophen bedürfen unserer ganzen Aufmerksamkeit.“ Schäuble appellierte an die führenden Industriestaaten, ihre vor zwei Jahren beim G-8-Gipfel in Gleneagles gegebenen Versprechen zu erfüllen und insbesondere die Entwicklungshilfe für Afrika bis zum Jahr 2010 zu verdoppeln. „Noch immer haben 850 Millionen Menschen nicht ausreichend zu essen und rund 985 Millionen Menschen müssen mit weniger als einem Dollar täglich überleben – die Staatschefs müssen ihren Worten endlich Taten folgen lassen“, sagte Schäuble. Mit Blick auf den G-8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm forderte sie vor allem mehr Unterstützung für ländliche Gebiete, wo 80 Prozent der Hungernden lebten.

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