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Politik: Weltkongress Biotechnologie: Wem gehört die Gentechnik? - Der Zweikampf zwischen Fischer und Bulmahn (Kommentar)

Für gewöhnliche Menschen ist kaum nachvollziehbar, warum jemand partout Politiker werden will. Kanzler sein, das macht wohl Spaß, Außenminister, so scheint es, schon weniger.

Für gewöhnliche Menschen ist kaum nachvollziehbar, warum jemand partout Politiker werden will. Kanzler sein, das macht wohl Spaß, Außenminister, so scheint es, schon weniger. Doch, was in aller Welt treibt einen dazu, Gesundheitsministerin zu werden? Eine große Gesundheitsreform wäre vonnöten, erweist sich aber schon seit Jahrzehnten als undurchführbar. Gegen Ärzte, Pharmakonzerne, Krankenhäuser und Patienten kann man nur verlieren.

Auch Andrea Fischer hat, das zeigen ihre jüngsten Umfrage-Werte, verloren. Zu Beginn ihrer Amtszeit machte ihr Rudolf Dressler von der SPD zu schaffen, und das erregte Mitleid. Ihre ersten Auftritte vor den Lobbyverbänden bestand sie tapfer, und das verschaffte ihr Sympathie. Nur helfen auf die Dauer weder Sympathie noch Mitleid. Dann zählt die Substanz von Politik, und dann drückt sich eben das Dilemma durch.

Andrea Fischer wirkt vor allem herzlich, ist in Wahrheit jedoch eine sehr intelligente Politikerin. Darum hat sie vor gut einem halben Jahr damit begonnen, sich neu zu designen. Nicht mehr so sehr Gesundheitsministerin will sie sein, sondern Genpolitikerin. Zunächst lief das ganz gut. Kompetenz paarte sich hier mit einer in ihrer Biographie gut begründeten Skepsis. Solche zarten Anfangserfolge ließen den Koalitionspartner natürlich nicht ruhen. Flugs begann die SPD, Forschungsministerin Edelgard Bulmahn gegen Andrea Fischer in Stellung zu bringen.

Untergründig wird dort ein Kampf zwischen den beiden Frauen darum ausgetragen, wer Misses Gentech wird. Interessanterweise geht es bei diesem Damen-Duell nicht nur um Personen, sondern, verdeckt, auch um Inhalte. Edelgard Bulmahn ist gegenüber den neuen Technologien offener, mitunter leicht euphorisiert. Andrea Fischer ist zurückhaltender, dann und wann sogar - das gibt es bei den Grünen noch - richtig echt dagegen.

Die SPD wendet sich zurzeit zu ihrer Technologiebegeisterung der 70er Jahre zurück. Damals glaubte man noch innig an das Füllhorn Atomenergie. Die Grünen wiederum müssen sich hüten, in ihren fundamentarlistischen Kulturpessimismus zurückzufallen. Der Zweikampf Bulmahn gegen Fischer könnte also zu einer der spannenderen Kontroversen der nächsten Jahre werden. Allerdings nur wenn Andrea Fischer von ihrem Nebenjob als Gesundheitsministerin nicht noch eingeholt und weggefegt wird.

Der Zweikampf der Roten und der Grünen hat übrigens einen beunruhigenden Nebenaspekt. Die andere große Volkspartei, die CDU, hat in diesem Spiel keine Karten. Und keine Spielerin. Wenn die Sache mit Kohl und Koch irgendwann ausgestanden sein sollte, dann wird die Union merken, wie abgehängt sie bereits ist.

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