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Politik: "Wenige Wohlstands-Oasen in der Wüste der Armut"

Die Botschaft der diesjährige Jahrestagung des "Club of Rome" ist eindeutig. Zu den bekannten Zukunftsproblemen wie Raubbau an der Natur und Bevölkerungsexplosion ist eine neue globale Gefahrenquelle hinzugekommen: Die Bereicherung einer immer kleineren Schicht auf Kosten des weit überwiegenden Teils der Menschheit.

Die Botschaft der diesjährige Jahrestagung des "Club of Rome" ist eindeutig. Zu den bekannten Zukunftsproblemen wie Raubbau an der Natur und Bevölkerungsexplosion ist eine neue globale Gefahrenquelle hinzugekommen: Die Bereicherung einer immer kleineren Schicht auf Kosten des weit überwiegenden Teils der Menschheit.

"Zum Ausgang des Jahrhunderts muss festgestellt werden, dass es nur einige Wohlstands-Oasen in der weltweiten Wüste der Armut gibt", konstatiert das australische Club-Mitglied Keith Suter bei der abschließenden Pressekonferenz in der Wiener Hofburg. Der Plenums-Berichterstatter nennt als eine wichtige Erkenntnis der dreitägigen Konferenz zum Thema "Globalisierung, Ordnungspolitik und nachhaltiges Wirtschaften", dass der "Skandal" der Verelendung von fast der Hälfte der Weltbevölkerung sehr viel deutlicher thematisiert werden muss als bisher. Schon allein, um eine Welle von Wirtschaftsflüchtlingen zu verhindern, müsse gegengesteuert werden. "Wir wollen die Reichen überzeugen, dass der Kampf gegen die Armut auch in ihrem Interesse ist", fasste Suter die Strategie des "Club of Rome" zusammen.

Wie einseitig die Spielregeln inzwischen diktiert werden, untermauerte der Inder Ashok Khosla. Die USA bauten ihre Ökonomie im eigenen Land zentral auf die Eigentumsgarantie, die sie in der "Dritten Welt" missachteten. Washington verlange von den Partnern die Beseitigung von Handelsschranken, sei aber selbst dazu nicht bereit. Nur Marktwirtschaft kann nach Ansicht Khoslas die Grundlage weltweiten Wirtschaftsaustauschs sein. "Es muß aber ein Markt mit Hirn und Herz sein", so der Präsident der Organisation "Entwicklungsalternativen".

Richtig verstandene und beeinflußte Globalisierung bedeutet für die Teilnehmer des Wiener Treffens eine Chance zur Beseitigung der weltweiten Chancenungleichheit. "Globalisierung darf aber nicht Verwestlichung bedeuten," heißt es dazu in der Zusammenfassung der Konferenzergebnisse. Für den "Club of Rome" geht es darum, sämtliche Zivilsationen in den Erfahrungsaustausch einzubeziehen.

Um den Mißstand der einseitigen Beherrschung neuer Techniken wie dem Internet durch Multis und Wohlstandsbürger zu beheben, bedarf es allerdings erheblichen Finanztransfers in die armen Länder. Die Wiener Tagung diskutierte eingehend über ein Steuermodell (die so genannte Tobi-Tax), wonach sämtliche internationale Transaktionen von Auslandsreisen bis hin zu internet-Nutzung oder e-mail-Versand abgabepflichtig wären.

Als praktische Umsetzung der Forderung nach Einbezug lokaler Erfahrungen bei Überlegungen zur künftigen Entwicklung, hat der "Club of Rome" eine Liste von 500 in diesem Sinn diskussionswürdigen Projekten vorgelegt. In Wien wurde auch deutlich, dass dabei Frauen eine besonders wichtige Rolle spielen müssen, obwohl sie sich - von Armut besonders häufig betroffen - bisher kaum Artikulationsmöglichkeiten haben.

Ulrich Glauber

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