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Politik: Werbungaus der Wüste

In Anzeigen will Saudi-Arabien seine Irak-Politik erklären

Von Andrea Nüsse, Amman

Die starke Kritik aus dem Westen nach den Anschlägen vom 11. September hat in Saudi-Arabien Spuren hinterlassen. Auch die Art der Kommunikation mit dem Westen hat sich verändert. Haben die Saudis traditionell auf gute persönliche Kontakte zu westlichen Staats- und Regierungschefs gesetzt und Politik unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht, so wendet man sich mittlerweile in Anzeigenkampagnen und Werbespots auch an die westliche Bevölkerung.

Eine Kampagne im November vergangenen Jahres hatte noch auf den üblichen Personenkult gesetzt: Zum 20-jährigen Thronjubiläum des kranken Königs Fahd waren auf vier farbigen Seiten in einer deutschen Tageszeitung und auf zwölf Seiten im US-Magazin „Newsweek“ Bilder des Herrschers mit ausländischen Staatschefs zu sehen, umrankt von blumigen Lobeshymnen. Angesichts der politischen Vorwürfe gegen das saudische Königshaus wirkten die Hochglanzbilder eher hilflos und unangemessen. Zum diesjährigen Nationalfeiertag wurde dagegen nüchtern und knapp die politische Position Riads angesichts des Nahost-Konflikts und eines drohenden Kriegs gegen den Irak dargelegt.

So wird dem Krieg gegen den Terrorismus die volle Unterstützung zugesagt. Alle Länder der Region – damit sind der Irak und Israel gemeint – werden aufgerufen, die UN-Resolutionen zu befolgen. Die Region sollte frei von Massenvernichtungswaffen sein, und „Meinungsverschiedenheiten“ sollten auf dem Verhandlungsweg beigelegt werden, ansonsten auf der Basis des Völkerrechts, „nicht durch Akte der Aggression oder der Gewalt“. Dies scheint eine Absage an einen unilateralen Vorstoß der USA gegen den Irak zu sein. Allerdings wird auch nicht ausdrücklich gebilligt, im Notfall Gewalt zur Durchsetzung von Völkerrecht anzuwenden. Dies hatte Saudi-Arabien in der vergangenen Woche noch für möglich erklärt.

Weitere Informationen bietet eine Website des Informationsministeriums. Mit dieser Abkehr von der im Arabischen üblichen blumigen Sprache und dem Eingehen auf die aktuellen politischen Konflikte hat sich das saudische Königshaus in seiner Außendarstellung auf eine westliche Art der Kommunikation eingestellt. Es ist fraglich, ob sich der neue politische Realismus in der innenpolitischen Auseinandersetzung mit dem mächtigen religiösen Establishment durchsetzen wird.

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