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Außenministerin Annalena Baerbock in Riga/Lettland.

© Michael Kappeler/dpa

Deutsche Außenministerin besucht Baltikum: Wie Baerbock etwas vertritt, was sie selbst anders machen würde

Die Frage nach der Lieferung schwerer Waffen begleitet die Außenministerin. Sie verteidigt die deutsche Haltung - baut aber eine Hintertür ein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hans Monath

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock steht bei ihrer dreitägigen Reise ins Baltikum unter Beobachtung und muss unterschiedliche Erwartungen ausgleichen. Wie die Polen haben auch die Esten, Letten und Litauer in den vergangenen Wochen nach deutlicheren Antworten Deutschlands auf den Vernichtungskrieg von Wladimir Putin gerufen, seien es ein Energieembargo, noch härtere Sanktionen oder die Lieferung schwerer Waffen.

Das Zögern der Deutschen machte sie unruhig. Die historische Erfahrung dieser Länder, die sehr lange unter russischer oder sowjetischer Gewalt und Herrschaft gelitten haben, lehrte sie einen realistischen Blick auf die von Moskau ausgehende Gefahr. In dieser Hinsicht waren sie zumindest vor der „Zeitenwende“ den meisten Deutschen voraus.

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Zudem hat Baerbock selbst innerhalb der Bundesregierung eine Spannung aufgebaut, als sie früher als die sozialdemokratischen Partner die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine verlangte und deshalb als eine Art Antreiberin des Kanzlers erschien.

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Im Ausland aber repräsentiert die Außenministerin nicht ihre grüne Partei, die sich seit dem 24. Februar mit der Lieferung von Waffensystemen erstaunlich leichttut, sondern ihr ganzes Land und ihre ganze Regierung.

"Nach Angaben der Bundeswehr"

Folglich verteidigte Baerbock den deutschen Kurs entschieden, baute aber auch eine kleine Hintertür ein, als sie auf der Pressekonferenz mit ihrem lettischen Kollegen Edgars Rinkevics gleich zwei Mal das Distanzsignal „nach Angaben der Bundeswehr“ einbaute, als es darum ging, dass Deutschland im Moment keine Bestände mehr habe, die es der Regierung in Kiew schicken könnte.

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Ohnehin müssen auch die Balten ihre Kritik oder Verwunderung über ein zögerliches Berlin in solche Bahnen lenken, dass die Einheit der Nato und der EU gegenüber dem russischen Aggressor dadurch nicht gefährdet wird. Das würde nur Putin helfen. Baerbock hat ihnen am ersten Tag Brücken gebaut, weil sie in ihrem Balanceakt viel Verständnis für diese Nationen zeigte. Womöglich hat das geholfen.

Denn ihr Gastgeber Rinkevics bezog Deutschland ausdrücklich ein, als er lobte, die EU- und Nato- Partner hätten für die Ukraine „das Maximum getan, was sie zur Verfügung haben“. Freilich fügte er hinzu: Es muss noch mehr werden. Die Außenministerin widersprach ihm nicht.

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