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Politik: Wie in Grönland

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es gibt richtig schöne Ziele für Polit-Reisende und nicht ganz so tolle. Gothab zum Beispiel ist nicht ganz so toll.

Von Robert Birnbaum

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es gibt richtig schöne Ziele für Polit-Reisende und nicht ganz so tolle. Gothab zum Beispiel ist nicht ganz so toll. Gothab ist die Hauptstadt von Grönland, und man kommt da als deutscher Spitzenpolitiker nur hin, wenn das Flugzeug der Flugbereitschaft aus irgendeinem unerfreulichen Grunde auf der Transatlantik-Route zwischenlanden muss. Man sieht dann den Flughafen von Gothab, was an sich nicht so ungewöhnlich ist, weil Polit-Reisende von ihren Gastländern gemeinhin nur den Flughafen, das Top-Hotel, Konferenzzentren und Regierungsgebäude sowie die eigene Botschaft sehen; alles andere rast in Blaulicht-Kolonne an ihren Augen vorbei. Aber der Flughafen von Gothab – nun, man muss ihn nicht gesehen haben, wirklich nicht, schon gar nicht in tiefem Frost mit Schneeböen.

Anders verhält es sich mit den Ländern Asiens. Die stehen bei Top-Polit-Reisenden deshalb stets hoch in Kurs. Der Kanzler Kohl hat seinerzeit extra eine Asien-Offensive ausgerufen, damit er da öfter mal hinkommt. Es ist warm, das Essen angenehm fremdartig, vor allem aber sind die, beispielsweise, deutsch-vietnamesischen Beziehungen nicht unbedingt von weltbewegender Bedeutung. Deshalb enthält insbesonders das Programm für die Politiker-Begleiter aus Wirtschaft, Politik und Journalismus traditionell erfreulich ausgiebige touristische Elemente. Genau deshalb aber dürfen bei des Kanzlers nächster Asien-Reise jene undiszipliniert durch fremde Städte schlendernden Begleiter nicht mit. Sie wissen schon – Sars! Die Ausgeladenen indes, sie sollten sich nicht grämen. Singapur, beschränkt auf Flugplatz, Hotel und Kolonne – das ist wärmer, aber sonst wie Gothab.

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