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Was hat er denn nun wieder unterschrieben? Der bisherige Amtsführung von US-Präsident Trump wird durchaus als verwirrend empfunden.

© AFP

Wie umgehen mit Donald Trump?: Verstehen, nicht unterwerfen

Eins war klar, als Donald Trump an die Macht kam: Er würde mit Gewohntem brechen. Das muss man nicht begrüßen, das muss man nur wissen. Und mit noch mehr rechnen. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Ach herrje, dieser Trump macht es einem nicht einfach. Wie viel einfacher ist es doch, ihn ultimativ zu verdammen. 28 Tage im Amt und das Urteil ist gesprochen. Einer, der es sowieso nicht kann, kindlich unfertig trotz seiner 70 Jahre, dem man nicht von hier bis an die nächste Häuserecke trauen darf. Unberechenbar und kein Fachmann in Innen-, Außen-, Wirtschaft- und Finanzpolitik, in Politik überhaupt.

Nun, das kann alles sein – aber es ist eben auch so: Donald Trump versteht so viel oder so wenig von Politik wie manch vormaliger US-Präsident. Auch Barack Obama war auf dem außenpolitischen Gebiet ein Eleve. Und im Bereich der Innen- oder Wirtschafts- und Finanzpolitik? Ein Unternehmen hat er nie geleitet, nicht annähernd, als Senator ist er – im Gegensatz etwa zu Ted Kennedy – nicht hervorgetreten als Gesetzesinitiator oder -macher und immer hat er sich an die Mehrheit gehalten. Das alles kann man von Trump nicht sagen.

Was bedeutet: Man muss bei ihm immer in Rechnung stellen, wo er herkommt und wo er hinwill. Wenn wahr ist, dass Stephen Bannon sein Mephisto ist, dann muss doch zugleich klar sein, dass die beiden den angekündigten Kampf aufnehmen. Mit der Mehrheit der Unzufriedenen im Bunde wollen sie „das System“ sprengen, das sie für völlig verkrustet halten. Das ist ein neuer Ansatz, ein komplett anderer – ein revolutionärer.

Trump hat nicht nur Kritiker, er hat auch Verbündete und Fans

Egal wie in Europa oder an der Ost- und Westküste der USA die Ästhetik des Auftritts bewertet wird, Trump und sein Bannon begeben sich an die Durchsetzung, gnadenlos, ruchlos, respektlos. Rücksichtnahmen? Kennen sie nicht. Doch befinden sie sich damit in ihrer Logik. Denn es war klar, dass es so werden würde: weil mit Gewohntem gebrochen werden soll. Das muss man nicht begrüßen, das muss man nur wissen. Und mit noch mehr rechnen.

Zum Beispiel damit, dass dieser Trump nicht von seinen eigenen Parteigängern für geisteskrank erklärt werden wird. Dass er sich außerdem nicht so schnell bei Falschem erwischen lassen wird. Er hat genügend Leute um sich herum versammelt, die ihn schützen werden. Michael Flynn, der wegen Russlandkontakten gegangene Sicherheitsberater, wird ihn nicht reinreißen; so wenig wie – zur Erinnerung – Robert McFarlane, Oberstleutnant Oliver North oder Admiral John Poindexter ihren Präsidenten Ronald Reagan in eine Affäre reinritten. Reagan konnte in den 80er Jahren auch sagen, er habe nichts von der Iran-Contra-Affäre gewusst.

Heißt: Trump wird es schaffen, länger als noch ein paar Wochen mehr zu regieren. Und wenn er Jahre schafft? Sich mit der Wirklichkeit zu arrangieren, heißt nicht, sich zu unterwerfen. Zumal es andererseits auch Realität ist, dass er nicht bei allem falsch liegt. Zu allem Unglück. Aber der Nahe Osten braucht wirklich einen anderen Impuls, damit es nach Jahrzehnten vorangeht. Auch die Nato braucht, nach Jahrzehnten, einen Impuls für ihren „europäischen Pfeiler“.

Und dass jetzt der Kandidat fürs Arbeitsministerium zurückgezogen hat: Wer sagt, dass Trump für die freien Posten keine besseren Kandidaten finden kann? Bei Trump, Bannon und Co. muss man mit allem rechnen.

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