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Politik: Wieder Straßenkämpfe in Belfast

Schwerste Krawalle seit Jahren / Polizei macht Protestanten verantwortlich

London/Belfast - Zum zweiten Mal in Folge haben sich in der nordirischen Stadt Belfast pro-britische Protestanten und Katholiken schwere Straßenkämpfe geliefert. Rund 700 Menschen bewarfen sich in der Nacht zum Mittwoch mit Flaschen und Steinen, auch Schüsse fielen, wie die Polizei berichtete. Auch Polizisten wurden immer wieder angegriffen, unter anderem mit Mauersteinen und Farbbomben. Fernsehbilder zeigten vermummte Jugendliche, die mit Vorschlaghämmern auf Polizeiwagen einschlugen.

Obwohl die Polizei nach ähnlichen Szenen in der Nacht zuvor vorgesorgt hatte und mit einem Großaufgebot vor Ort war, eskalierten die Unruhen zeitweise. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Plastikgeschosse ein. Ein Fotograf geriet zwischen die Fronten und erlitt Schussverletzungen am Bein. Daraufhin wurden weitere Presseleute aufgefordert, zu ihrer eigenen Sicherheit das Gebiet zu verlassen. Am Mittwoch nahm die Polizei eine 20 Jahre alte Frau fest, nachdem sie bei ihr eine Waffe gefunden hatte.

Zwar stehen noch keine Einzelheiten zum Ablauf der Unruhen fest, wie bereits am Dienstag machte die Polizei aber die protestantische Seite für den Ausbruch der Kämpfe verantwortlich. In der Nacht zum Dienstag waren in dem Viertel in Belfast, in der eine kleine Gruppe Katholiken inmitten einer hauptsächlich protestantischen Nachbarschaft wohnt, Krawalle ausgebrochen. In der britischen Region Nordirland kämpfen seit Jahrzehnten gewaltbereite Protestanten, die weiterhin zum Vereinigten Königreich gehören wollen, gegen katholische Republikaner. Diese fordern, dass Nordirland in die Republik Irland eingegliedert wird.

Die jüngsten Straßentumulte in Belfast werden von der Polizei als die schwersten seit Jahren bezeichnet. Verantwortlich soll vor allem die radikale protestantische Gruppe UVP (Ulster Volunteer Force) sein. Medien berichteten, der Konflikt schwele seit Wochen - unter anderem soll es auch zwischen UVP-Mitgliedern Streit gegeben haben.

Politiker verurteilten die Angriffe. Der nordirische Ministerpräsident Peter Robinson sagte, es sei enttäuschend, dass der Friedensprozess immer wieder von einigen wenigen gestört werde. Erst im April war ein junger Polizist von einer Autobombe getötet worden. Im Mai war die britische Königin Elizabeth II. als erste Monarchin seit der Unabhängigkeit der Republik Irland in das Land gereist. Dies war als Symbol für den Frieden in der Region Nordirland gewertet worden. dpa

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