zum Hauptinhalt

Politik: …wir an Britneys Bauch verweilen

Seit Anfang dieser Woche hängt ein, nun ja, Aktfoto der hochschwangeren Britney Spears in mehreren U-Bahnhöfen Tokios – und nach den ersten, ein wenig atemlos entstandenen Atmo-Berichten aus Japans Hauptstadt lässt sich aus entsprechender Distanz wohl sagen: Es könnte der größte interkulturelle Erfolg werden, seitdem sich die Beatles seinerzeit von Ravi Shankars Sitarmusik haben inspirieren lassen. Japan jedenfalls, ohnehin ein wenig prüde veranlagt und überdies wie jede halberlei anständige Industrienation notorisch von Nachwuchssorgen gebeutelt, diskutiert plötzlich mit großem Engagement über sein Demografieproblem.

Seit Anfang dieser Woche hängt ein, nun ja, Aktfoto der hochschwangeren Britney Spears in mehreren U-Bahnhöfen Tokios – und nach den ersten, ein wenig atemlos entstandenen Atmo-Berichten aus Japans Hauptstadt lässt sich aus entsprechender Distanz wohl sagen: Es könnte der größte interkulturelle Erfolg werden, seitdem sich die Beatles seinerzeit von Ravi Shankars Sitarmusik haben inspirieren lassen.

Japan jedenfalls, ohnehin ein wenig prüde veranlagt und überdies wie jede halberlei anständige Industrienation notorisch von Nachwuchssorgen gebeutelt, diskutiert plötzlich mit großem Engagement über sein Demografieproblem. Bitte, mehr Tiefenwirkung kann man von einem Werbefoto für ein Modemagazin nun wirklich nicht verlangen. Schon sind erste euphorische Stimmen zu vernehmen: „Ich glaube, es ist gut für das Problem der niedrigen Geburtenrate“, zitieren Agenturen zum Beispiel den eigens wegen des Aktplakats in die U-Bahnstation Omotesdando gereisten Takuro Shimizu. Shimizu hat einen Fotoapparat dabei und verfügt mit 78 über jene altersbedingte Unverfänglichkeit, sich dem Thema offen widmen zu dürfen.

Na also, ist man geneigt zu sagen, geht doch, auch wenn es nach vielem Hin und Her mal wieder furchtbar knapp war. Ursprünglich nämlich hatten die städtischen Verkehrsbetriebe gefordert, die Spears unterhalb ihrer vor dem Busen verschränkten Ellenbogen mit schwarzen Aufklebern zu bedecken und das Ganze mit einem reichlich schwülstigen Text zu bemänteln: „Wir entschuldigen uns dafür, einen Teil des schönen Bildes einer künftigen Mutter zu verhüllen.“ Das Foto, hieß es, könne auf Jugendliche, zu „stimulierend“ wirken. Auch Leute wie Shimizu, so viel lässt sich schon mal verraten, wären wahrscheinlich gar nicht erst angereist, und wenn, dann hätten sie bestimmt ihren Fotoapparat zu Hause gelassen, was auch nicht eben im Sinne der japanischen Fotoindustrie gewesen wäre.

Und nun? Nun geht alles doch weit gesitteter zu, als es die örtlichen Behörden dem gemeinen Japaner zugetraut hätten. Tokios vollgestopfte U-Bahnen, in denen zu Hauptverkehrszeiten sogenannte U-Bahnschubser am Werke sind, um möglichst viele der drängelnden Fahrgäste in die Waggons zu quetschen, fahren auch schon mal halb leer davon. „Och nö, nehm ich halt die Nächste“, heißt es nun des Öfteren auf den Bahnsteigen.

Gelassenheit macht sich breit bei der älteren Generation und unter Japans Jugendlichen soll der Spruch „Oops, I did it again" mittlerweile zum geflügelten Wort geworden sein, wenn man wieder mal eine U-Bahn unbeachtet hat vorbeifahren lassen. Vbn

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false