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Politik: „Wir brauchen mehr Hilfe von Europa“ Iraks Außenminister Sebari über Deutschlands Rolle, die Abhängigkeit von den USA und Demokratie in Arabien

Welche Folgen würde ein Rückzug der 1300 spanischen Soldaten aus dem Irak haben? Ich glaubte nicht, dass diese Entscheidung große Auswirkungen auf den Irak haben wird.

Welche Folgen würde ein Rückzug der 1300 spanischen Soldaten aus dem Irak haben?

Ich glaubte nicht, dass diese Entscheidung große Auswirkungen auf den Irak haben wird. Weil sie das Engagement des Hauptpartners im Irak, der USA, nicht beeinflussen wird. Für die USA steht viel auf dem Spiel, sie haben viel investiert: Menschen, Geld, Prestige. Die spanische Entscheidung wird unsere Haltung und die der amerikanischen Zivilverwaltung nicht verändern. Bei aller Dankbarkeit und allem Respekt für den Beitrag der anderen Mitglieder der Koalition: Ihr Beitrag ist mehr symbolischer Art.

Was bedeutet der geplante Rückzug der Spanier für die Beziehungen des Irak zu Europa?

Die europäischen Länder, einschließlich Deutschlands, müssen erkennen, dass niemand sicher ist vor dem Terrorismus. Wenn Terroristen so einflussreich werden, dass sie westliche demokratische Regierungen stürzen können, sollte jeder zweimal nachdenken. Der Irak ist an einem entscheidenden Punkt angekommen, es geht um die Rückgabe der Souveränität, Wahlen und die Rückkehr der Vereinten Nationen. Wir brauchen stärkeres internationales Engagement, kein schwächeres. Jede Schwächung spielt in die Hände der Feinde von Demokratie und Freiheit. Sie sollten nicht das falsche Signal bekommen.

Wird der Irak also auf absehbare Zeit eng an die USA angebunden bleiben?

Ich denke schon. Wir wünschen uns, dass die Europäer, einschließlich Deutschland und Frankreich, positiver mit der Situation umgehen. Aber das hat auch Grenzen. Wenn sie nicht interessiert sind, könnte es sein, dass die Iraker in der Zukunft, wenn sich die Situation stabilisiert hat, auch nicht mehr interessiert sind. Die negative Haltung ist wenig hilfreich.

Was erwarten Sie von den arabischen Staaten, die sich nächste Woche zum Arabischen Gipfel in Tunis treffen wollen?

Der Gipfel ist sehr wichtig: Der Irak wird erstmals seit dem Fall des Regimes an einem Arabischen Gipfel teilnehmen. Dort sollen entscheidende Themen wie Reformen, Demokratie und Offenheit diskutiert werden. Wir haben den anderen arabischen Regierungen beim Außenministertreffen in Kairo gesagt: Uns ist es egal, ob ihr diese Themen debattieren wollt oder ob ihr zögert. Wir haben unsere Wahl getroffen und in der Interimsverfassung festgeschrieben.

Also setzt der Irak die anderen arabischen Länder bei der Demokratisierung, wenn sie denn umgesetzt wird, unter Druck?

Wir haben versichert, dass wir niemanden bloßstellen oder gegen nationale Interessen anderer verstoßen wollen. Aber wir glauben, dass wir nach der Diktatur eine pluralistische, demokratische Gesellschaft brauchen, die anders ist als autoritäre Regime. Wir sind die neue Stimme, der Fremde. Aber wir präsentieren uns nicht als Modell für die Region.

Das Gespräch führte Andrea Nüsse.

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