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Politik: „Wir kommen nicht als Bettler“

Präsident Adamkus will Litauens Bürger von EU-Beitritt überzeugen

Die Europäische Kommission hat in ihrem Bericht den EU-Beitritt Lettlands empfohlen. Was sind die wichtigsten Veränderungen, die dieser Schritt für Litauen bringen wird?

Die sichtbarsten Auswirkungen wird es natürlich im Bereich der Wirtschaft geben. Wir kommen aber nicht als Bettler. In unserem Beitritt sehen wir die Chance, in einen Wettbewerb mit den anderen Ländern einzutreten. Die Freizügigkeit der Bürger ist uns ebenfalls sehr wichtig.

Warum befürwortet nur knapp über die Hälfte der Litauer den EU-Beitritt?

Das ist unsere eigene Schuld. Bis Anfang dieses Jahres haben wir nie versucht, den Menschen die europäische Idee zu vermitteln. Dann haben wir eine Informationskampagne begonnen. Wenn heute in Litauen ein Referendum wäre, würde ich wetten, dass über 65 Prozent mit Ja stimmen.

Die EU und Russland sind nach wie vor uneins über Kaliningrad. Was schlagen Sie vor?

Das Thema Kaliningrad darf unsere Beziehungen zu Russland nicht vergiften. Wir müssen eine praktische Lösung finden. In der Region Kaliningrad leben eine Million Russen. Man kann ihnen nicht den Kontakt zu Russland verwehren und sie isolieren. Wenn wir unsere Mitgliedschaft im Schengener Abkommen nicht gefährden wollen, müssen wir jedoch die entsprechenden Visaverpflichtungen erfüllen. Aber wir sehen auch die Härten für die Menschen in Kaliningrad. Deswegen schlagen wir vor, dass Litauen schon vor dem EU-Beitritt Mitglied des Schengener Abkommens wird.

Sie sprechen sich für eine praktische Lösung aus. Russland hat vorgeschlagen, den visafreien Transit durch Litauen in einem Hochgeschwindigkeitszug zu ermöglichen.

Wir würden morgen anfangen, eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zu bauen – wenn die Europäische Union dafür zahlt. Wir haben einfach nicht das Geld dafür.

Litauens Nato-Beitritt gilt fast schon als sicher. Inzwischen arbeitet das Bündnis eng mit Russland zusammen. Mit welchen Gefühlen sehen Sie das?

Wir begrüßen das sehr. Ich glaube nicht, dass durch unseren Nato-Beitritt irgendwelche Probleme entstehen. Außerdem ist die Nato nicht mehr die Organisation, die sie im Kalten Krieg noch war. Russland hat die Bereitschaft gezeigt, eng mit der Nato zusammenzuarbeiten. Ich wäre nicht überrascht, wenn Russland in zehn Jahren Vollmitglied der Nato wäre.

Bei der Präsidentenwahl im Dezember werden Sie wieder antreten. Ihr Gegenkandidat, Ex-Premier Paksas, hat seinen Wahlkampf damit eröffnet, dass er unter einer Brücke durchgeflogen ist. Worauf setzen Sie im Wahlkampf?

Ich werde bei der klassischen, weltweit akzeptierten Variante bleiben. Die Menschen haben mich jetzt fast fünf Jahre im Amt gesehen. Ich habe nicht vor, mein Image in den letzten 100 Tagen vor der Wahl zu ändern.

Das Gespräch führte Claudia von Salzen.

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