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Politik: „Wir werden diesen Krieg gewinnen“

John Kerrys designierter Vize Edwards ist für einen konsequenten Kampf gegen den Terror – kaum anders als Präsident Bush

Moment mal! Das sind ja ganz neue Töne. „Wir werden immer unsere militärische Macht einsetzen, um die Sicherheit Amerikas zu gewährleisten“, ruft John Edwards, der 51-jährige Senator aus North Carolina. Er soll der Vize sein, falls John Kerry, der in der Nacht zum Donnerstag offiziell nominiert wurde, am 2. November die Präsidentschaftswahlen gewinnt. „Ich habe eine Botschaft an Al Qaida“, fährt Edwards fort. „Ihr könnt nicht weglaufen, ihr könnt euch nicht verstecken, wir werden euch vernichten.“ Und zum Irak: „Wir werden diesen Krieg gewinnen.“

George W. Bush und Dick Cheney hätten das kaum anders formuliert. Doch Edwards spricht vor dem Parteitag der Demokraten. Die große Mehrheit der Delegierten lehnt den Irakkrieg ab. Edwards hatte für die Invasion gestimmt. Werden die Demokraten den gigantischen Verteidigungsetat zurückfahren? Im Gegenteil: Die Zahl der Spezialkräfte soll verdoppelt werden. In dramatischen Worten erinnert Edwards an die Terroranschläge vom 11. September 2001. Unlängst tönten die Demokraten noch, dieses Datum müsse aus dem Wahlkampf herausgehalten werden. Doch dieser Vorsatz gilt nicht mehr: „Wir sind im Krieg.“ Die größte Gefahr für das Land bestehe in der Kombination aus Terrorismus und Massenvernichtungswaffen. Das sind Sätze, wie sie aus Edwards’ Mund noch nie gehört worden waren.

Dies ist seine erste Rede, die von allen großen TV-Sendern im Land live übertragen wird. Mit ihr stellt sich Edwards vor. Misst man sie am Jubel der Delegierten, war sie ein voller Erfolg. Noch entscheidender dürfte sein, dass Edwards der Regierung Bush auf dem Gebiet der nationalen Sicherheit Paroli geboten hat. Seine Rhetorik erinnerte streckenweise an Ronald Reagan. Die Republikaner dürften vor Wut dampfen. Immer schwieriger wird es für sie, sich auf dem Feld der Terrorbekämpfung als einzige zuverlässige Partei zu präsentieren. Alle Augen richten sich nun auf den 5. Oktober, wenn Edwards zum TV-Duell gegen Cheney antritt. Bislang hieß es, der Erfahrung des amtierenden Vize werde der Herausforderer wenig entgegensetzen können. Nun ist der Zweikampf spannend geworden. Edwards hat bewiesen, wie eloquent, lernfähig und instinktsicher er ist. Kerry selbst sollte am Donnerstagabend zu den 4354 Delegierten des Bostoner Parteitags sprechen, danach zu einer Wahlkampftour durch 21 US-Staaten starten.

Brisant dürfte die Rede von Edwards auch für Paris und Berlin gewesen sein. „Wir können die Nato dazu bewegen, uns im Irak zu helfen“, versprach er. Kerry sagt dasselbe. Wer für die Demokraten stimmt, hofft darauf, dass Frankreich und Deutschland ihr striktes Nein zum Truppeneinsatz revidieren. Gerhard Schröder sieht einem Machtwechsel im Weißen Haus sicher nicht nur in freudiger Erwartung entgegen.

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