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Politik: Wird in Algerien über Freilassung der Touristen verhandelt? Hinweise auf Gespräche / Behörden verhängen Nachrichtensperre

Madrid. Im Falle der Entführung der 31 europäischen Urlauber in Südalgerien haben sich Hinweise verdichtet, dass geheime Verhandlungen mit den Geiselnehmern angelaufen sind.

Madrid. Im Falle der Entführung der 31 europäischen Urlauber in Südalgerien haben sich Hinweise verdichtet, dass geheime Verhandlungen mit den Geiselnehmern angelaufen sind. Sowohl die algerischen wie auch die westlichen Sicherheitsbehörden verhängten eine Nachrichtensperre über den Fortgang des Entführungsdramas, um das Leben der gefangenen Urlauber nicht zu gefährden. Auch Forderungen wurden nicht bekannt, doch wird vermutet, dass die Entführung einen politischen Hintergrund hat. Als hauptverdächtig gilt die Terroristenbewegung „Salafistische Gruppe für Predigt und Kampf“ (GSPC), die Algerien wie auch dem Westen den „Heiligen Krieg“ erklärt hat.

Medienberichte, wonach die 15 Deutschen von den übrigen Geiseln – zehn Österreicher, vier Schweizer, ein Schwede und ein Niederländer – getrennt wurden, ließen sich nicht bestätigen. Das Schweizer Außenministerium dämpfte Erwartungen eines schnellen Endes. Es sei über die Ostertage „kein Happy End“ zu erwarten. Das österreichische Außenministerium wehrte sich derweil gegen Vorwürfe, es habe das Leben der Geiseln mit zu konkreten Informationen in Gefahr gebracht. Die Aussagen von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner (ÖVP) über ein Lebenszeichen der Verschollenen sei „mit den algerischen Behörden abgestimmt“. Ferrero-Waldners Ministerium hatte berichtet, dass die 31 Urlauber während ihrer Verschleppung offenbar unbemerkt „ein Zeichen“ hätten hinterlassen können. Deutsche Sicherheitsbehörden zeigten sich über diese Äußerungen verärgert und befürchten, dass die Information den gefangenen Urlaubern schaden könne.

Die Hintergründe der Entführung sind weiter unklar: Sollte sich der Verdacht gegen die GSPC jedoch bestätigen, wird der Fall nicht einfach zu bewältigen sein. Die GSPC ist die mächtigste und gefährlichste Terroristengruppe Algeriens und gilt als eines der wichtigsten Standbeine der Al-Qaida-Bewegung in Nordafrika. Denkbar ist, dass die GSPC die Freipressung von Gesinnungsgenossen in europäischen oder konkret in deutschen Gefängnissen durchsetzen will. Doch hat die wie eine Armee organisierte Terrorgruppe auch ein großes Interesse daran, das westlich gesinnte Regime in Algerien zu destabilisieren und eine islamistische Führung zu installieren.

Ralph Schulze

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