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Politik: Wo ist Alpha?

Rürup und Herzog haben ihre Rentenformel abgeglichen. Im Papier der CDU-Kommission fehlt ein wichtiger Berechnungsfaktor

Von

Von Cordula Eubel

und Antje Sirleschtov

Es war irgendwann Anfang August. Ein heißer Tag auf jeden Fall. Und es war in der Nähe von Heilbronn, genauer gesagt in Jagsthausen. Dort erklomm Bert Rürup den Berg derer von Berlichingen, unter dem Arm ein Paketchen Papier. 30 Seiten ungefähr, auf denen – von Wissenschaftlern akribisch zusammengetragen – die Zukunft der deutschen Bevölkerungsentwicklung stand. Dort oben, in der Burg des einstigen Rittergeschlechts von Stammvater Götz, hatte der Sozialpapst Rürup ein geheimes Treffen zur Übergabe jener 30 Seiten – und zwar an einen anderen Sozialpapst: Roman Herzog, Altbundespräsident und Vorsitzender der gleichnamigen Unions-Kommission.

Wie es zu dem Vier-Augen-Gespräch kam? Niemand sollte später sagen können, die beiden Kommissionen von Rürup (für die SPD) und Herzog (für die CDU) würden mit unterschiedlichen Daten operieren. Wenn es um die Zukunft von Renten- und Gesundheitssystem geht, dann sollte einzig das politische Ziel den Wettbewerb zwischen Rürup und Herzog bestimmen.

Dumm nur, dass es nun doch Streit um die Zahlen gibt. In der Rürup-Kommission jedenfalls wundert man sich sehr über die Ähnlichkeit der so genannten Nachhaltigkeitsfaktoren in beiden Konzepten. Nur dass diese komplizierte Formel bei Herzog Demografiefaktor heißt. Eines jedoch habe Herzog leider vergessen, bemängeln Rürup-Anhänger und fragen deshalb jetzt: „Wo ist das Alpha?“ Denn Alpha ist eigentlich die entscheidende Größe in der Rentenformel: Sie legt fest, wie stark jetzige und künftige Rentner belastet werden, wenn die Zahl der Beitragszahler sinkt. Rürup hat Alpha den Wert 0,25 zugedacht. Und Herzog? Der hat sich nicht festgelegt. Und kommt erstaunlicherweise trotz dieser Leerstelle zu einem End-Ergebnis.

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