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Politik: Zieht Serbien den Diktator zur Rechenschaft?: Milosevic will nicht lebend hinter Gitter

Der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic ist offenbar entschlossen, sich seiner Festnahme auch mit Gewalt zu widersetzen. Milosevic, der sich mit bewaffneten Wachleuten in seiner Belgrader Villa verschanzt hat, erklärte nach Angaben des serbischen Innenministeriums, lebend werde er nicht ins Gefängnis gehen.

Der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic ist offenbar entschlossen, sich seiner Festnahme auch mit Gewalt zu widersetzen. Milosevic, der sich mit bewaffneten Wachleuten in seiner Belgrader Villa verschanzt hat, erklärte nach Angaben des serbischen Innenministeriums, lebend werde er nicht ins Gefängnis gehen. Nach einem in der Nacht gescheiterten Versuch, den Ex-Präsidenten zu verhaften, suchte die serbische Regierung am Samstag nach Wegen für eine gewaltfreie Lösung. Spezialeinheiten der Polizei riegelten unterdessen die Residenz von Milosevic hermetisch ab.

Das Gelände der Villa war nach dem nächtlichen Versuch zur Festnahme des Ex-Präsidenten am Samstag weiterhin von Polizei umstellt. Der serbische Innenminister Dusan Mihajlovic erklärte, Milosevic stehe ab sofort solange unter Hausarrest, bis er sich bereit finde, vor einem Untersuchungsrichter zu erscheinen. Sobald die Sicherheitskräfte des Innenministeriums die Chance sähen, Milosevic festzunehmen, würden sie zugreifen. Die rechtlichen Voraussetzungen dazu seien gegeben. "Entweder kommt er von selbst, oder wir bringen ihn her, mit oder ohne Gewalt", sagte Mihajlovic.

In der Residenz des früheren jugoslawischen Präsidenten befinden sich nach Angaben des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic große Mengen an Sprengstoff und Waffen. Djindjic sagte am Samstag in Belgrad, dies gehe aus Geheimdienstinformationen hervor.

Sicherheitskräfte des Innenministeriums hatten am frühen Morgen versucht, Milosevics Anwesen zu stürmen und sich ein Feuergefecht mit Milosevics Sicherheitspersonal geliefert. Der Versuch, Milosevic festzunehmen, scheiterte. Von serbischer Seite werden ihm Wirtschaftskriminalität und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Milosevic erklärte, man werde ihn nicht lebendig ins Gefängnis bringen können. Bei den Feuergefechten in der Nacht zum Samstag waren mindestens zwei Polizisten und ein Fotoreporter verletzt worden.

Um Mitternacht sollte ein US-Ultimatum für die Festnahme von Milosevic ablaufen, das als ein Grund für die bewaffnete Aktion verstanden wurde. Die USA und das UN-Tribunal in Den Haag hatten die Zahlung von Wirtschaftshilfe an Belgrad von einer Festnahme bis Ende März abhängig gemacht.

Djindjic erwartete, dass sich die Krise um die Festnahme schnell lösen wird. Die laufenden Kontakte der Regierung mit der engsten Milosevic-Umgebung sollten derzeit klarstellen, dass Milosevic nicht an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausgeliefert werde, sagte Djindjic am Samstag. Dies sei von den Milosevic-Anhängern in der Nacht missverstanden worden. Der jugoslawische Innenminister Zoran Zivkovic sagte laut der Nachrichtenagentur Tanjug, die Polizei habe den Auftrag, Milosevic noch am Samstag festzunehmen. Wegen der gescheiterten Festnahme kam es zu Spannungen zwischen der Regierung Djindjic und dem jugoslawischen Armeekommando.

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