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Zipi Livni: Führungspersönlichkeit im Wartestand

Bei einem Rückzug von Ehud Olmert gilt Zipi Livni als Favoritin für das Amt. Die Außenministerin gilt als Führungspersönlichkeit und ist bislang nicht in politische Skandale verwickelt.

Tel Aviv - Sollte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert über seine Fehler im Libanon-Krieg stürzen, käme die Stunde Zipi Livnis. Als israelische Außenministerin wäre die 48-Jährige die erste Frau seit Golda Meir in dem Amt. Sollte sie dem in arge Bedrängnis geratenen Olmert nachfolgen, wäre Livni auch die erste israelische Regierungschefin, seit Meir vor mehr als 30 Jahren abgelöst wurde. Anhängern in der Kadima-Partei gilt sie als Führungspersönlichkeit im Wartestand.

Doch in dem Ringen um Schuldzuweisungen für den in Israel als Misserfolg eingestuften Feldzug gegen die libanesische Hisbollah hat sie sich in den ersten zwei Tagen nach der Vorlage eines Untersuchungsberichtes auffällig zurückgehalten. Erst spät sagte sie auch sie, ein Rücktritt Olmerts sei nötig. Darüber müsse aber der Regierungschef selber entscheiden. Olmert herauszufordern ist ein Balanceakt, denn sollten Neuwahlen nötig werden, würde nach derzeitigen Umfragen Benjamin Netanjahus Likud stärkste Kraft werden.

Vier Jahre lang für den Mossad gearbeitet

Ein Machtkampf zwischen Olmert und Livni könnte in den kommenden Tagen eskalieren, vielleicht aber auch erst in Wochen oder Monaten. Die gelernte Rechtsanwältin, die Leutnant der Armee ist und vier Jahre für den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad gearbeitet hat, kann sich dabei auf politisches Ansehen stützen, das sie sich in Israel als Ministerin erworben hat.

Livni stammt aus einer Familie zionistischer Untergrundkämpfer. Ihr Vater Eitan Livni war Operationschef des Irgun, der tödliche Anschläge auf die britische Mandatsmacht in Palästina und palästinensische Araber verübte. Nach einem Bombenanschlag auf eine Eisenbahnstrecke wurde er 1946 verhaftet und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, zwei Jahre später aber gewaltsam aus der Haft befreit. Drei Monate nach seiner Festnahme legten Irgun-Mitglieder im Jerusalemer King-David-Hotel eine Bombe, die 91 Menschen tötete.

Vom Likud in die Kadima

Zipi (kurz für: Zipora) Livnis Vater war drei Legislaturperioden lang Parlamentsabgeordneter in den Reihen des rechtsgerichteten Likud-Blocks, in dem auch seine Tochter zunächst ihre politische Heimat hatte. Zusammen mit dem früheren Ministerpräsidenten Ariel Scharon verließ sie den Likud und wechselte in die neue Partei Kadima über.

Ende vergangenen Jahres skizzierte sie bereits ihre Strategie für Verhandlungen mit den Palästinensern. Der einseitiger Abzug Israels aus dem Gazastreifen, dem dort Chaos und Raketenangriffe folgten, habe gezeigt, dass "man nicht einfach die Schlüssel hinwerfen und gehen kann". Einen einseitigen Abzug Israels aus dem Westjordanland, wie Olmert ihn vor dem Libanon-Krieg im Sinn hatte, lehnte sie ab. "Ich glaube, ich könnte mit Abu Masen (Palästinenserpräsident Mahmud Abbas) einen Dialog führen", sagte sie in einem Interview. (Von Carsten Hoffmann, dpa)

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