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Politik: Zuflucht bei Diplomaten

Nordkoreaner in der deutschen Botschaft in Peking

Peking - Bei dem Versuch mehrerer Nordkoreaner, auf einem deutschen Botschaftsgelände in Peking Zuflucht zu suchen, ist am Dienstag ein Flüchtling abgewiesen worden. Ein deutscher Diplomat habe den Mann aus der Botschaft gewiesen, weil seine Identität nicht bestätigt werden konnte, berichteten südkoreanische Kreise in Peking. Der 34 Jahre alte Flüchtling sei an einem sicheren Ort. Ein Sprecher der deutschen Botschaft wollte die Abweisung des Mannes nicht kommentieren. Bestätigt wurde nur, dass sich eine Gruppe von Nordkoreanern in der Botschaft befindet. Wie bei früheren Fällen bemühe man sich um eine „rasche Lösung“, sagte der Sprecher.

Die zwischen 24 und 27 Jahre alten Flüchtlinge, darunter auch eine Frau, waren in das Gelände der deutschen Schule in Peking eingedrungen. Deutsche Diplomaten hätten die Nordkoreaner später in die Botschaft gefahren. Nach Angaben des deutschen Nordkorea-Aktivisten Norbert Vollertsen in Seoul hatte der abgelehnte Mann, dessen Name mit dem Pseudonym Yun Woong-Joo angegeben wurde, bereits im Februar in der deutschen Botschaft um Asyl nachgesucht. Damals hätte ein deutscher Beamter seine Papiere zum Nachweis seiner Staatsbürgerschaft als unzureichend abgelehnt. Der gleiche Botschaftsmitarbeiter habe Yun auch diesmal zurückgewiesen, berichtete Vollertsen.

Hunderte Nordkoreaner haben in den vergangenen Jahren in westlichen Botschaften Zuflucht gesucht. Den meisten gestattete China nach einiger Wartezeit die Ausreise nach Südkorea. Um der Hungersnot und Unterdrückung im eigenen Land zu entkommen, sind seit Mitte der 90er Jahre bis zu 300 000 Nordkoreaner heimlich nach China geflüchtet. Peking, ein Verbündeter des Regimes in Pjöngjang, erkennt Nordkoreaner nicht als Flüchtlinge an. Von den Behörden aufgegriffene Nordkoreaner werden zwangsweise zurück über die Grenze abgeschoben, wo ihnen Folter und Lagerhaft drohen.

Harald Maass

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