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Schröder

© dpa

Zum 65. Geburtstag: Schröder wird wieder Wahlkämpfer

An diesem Dienstag wird Altkanzler Schröder 65 Jahre alt. Andere gehen in diesem Alter in Rente - der Sozialdemokrat jedoch nicht. Denn seine Partei hofft auf Schröders Zugkraft im Wahlkampf.

Berlin - Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird in diesem Jahr voraussichtlich im Wahlkampf seiner Partei auftreten. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier sagte am Montag, er wünsche sich, dass sich sein ehemaliger Chef Schröder im Bundestagswahlkampf engagiere. „Er ist bereit, im Wahlkampf zu helfen“, meinte der Vizekanzler, der unter Schröder Chef des Kanzleramtes war. Allerdings sei über die Form von Schröders Engagement noch nicht entschieden.

SPD-Chef Franz Müntefering und Steinmeier gratulierten Schröder schon am Montag zu dessen 65. Geburtstag, den er am Dienstag begeht. Schröder habe gezeigt, dass Sozialdemokraten regieren können, schrieb der Außenminister in seinem Geburtstagsbrief: „Wir übernehmen Verantwortung, wenn unser Land mutige Führung braucht.“ Müntefering und Steinmeier hatten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wiederholt mangelnde Führung vorgeworfen.

Wichtige Unionspolitiker erinnern sich noch heute mit Schrecken an die Wucht des Wahlkämpfers Gerhard Schröder, an sein Gespür für brisante Themen und seine Fähigkeit zur emotionalen Zuspitzung. Sein langjähriger Vertrauter Steinmeier, der Schröder nun als Kanzler beerben will, gilt in der Union allerdings als leichterer Gegner.

Aus Anlass seines Geburtstags gab der Ex-Bundeskanzler (1998 bis 2005) nun in Interviews Auskunft über seine Stimmungslage nach dem Verlust des Amtes. Seine Niederlage im September 2005 sei für ihn eine Enttäuschung und eine „ziemlich existienzielle Situation“ gewesen, sagte der Politiker dem „Zeit-Magazin“. Zur Kritik an seiner Aufsichtsratstätigkeit für die europäisch-russische „Nord Stream AG“, dem Pipeline-Job, den Wladimir Putin vermittelt hatte, sagte er, die Pipeline sei „kein Gasprom-Unternehmen, sondern ein europäisches Joint Venture“ und werde die Energiesicherheit in ganz Europa verbessern. Die Intensität der Kritik habe ihn damals überrascht.

Schröders Menschenrechtspolitik war unter anderem von seinem grünen Koalitionspartner kritisiert worden. Heute sieht er sich durch die dialogisch-pragmatische Politik des neuen US-Präsidenten Barack Obama im Umgang mit schwierigen Staaten wie Russland, Iran oder China rehabilitiert. „Lesen Sie doch die ersten Interviews, die Obamas Berater gegeben haben“, forderte er. Schröder nimmt für sich in Anspruch, mit dem Regierungsamt längst abgeschlossen zu haben. „Ist es eigentlich völlig ausgeschlossen, dass Sie es noch einmal machen, wenn die Nation Sie ruft?“, fragte ihn das „Zeit-Magazin“ mit leicht ironischem Unterton. Schröders ironiefreie Antwort lautete: „Es ist ausgeschlossen.“

Seinen Geburtstag feiern will der Ex-Kanzler am Samstag nach Ostern. Obwohl Schröder von einer „sehr privaten Feier“ spricht, sind auch der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und Frankreichs Ex-Präsident Jacques Chirac geladen. Womöglich kommt aber auch Freund Putin aus Moskau. hmt

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