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Politik: Zuwanderung, Atom, Frieden

Der 33. Evangelische Kirchentag ist so politisch wie lange nicht mehr

Berlin - Die Idee mit den Solaranlagen hatten sie lange vor der Katastrophe in Fukushima. Das stellte Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt in den vergangenen Tagen immer wieder klar. „Wir wollen, dass sauberer Strom fließt und Gewinne denen zugute kommen, die schon heute unter Klimawandel und Umweltzerstörung leiden.“ Dresden als Forschungsstandort habe sich angeboten, um aus dem Kirchentag einen „Kirchentag der Sonne“ zu machen. So gehen eigens für den 33. Evangelischen Kirchentag, der vom heutigen Mittwoch bis Sonntag in Dresden stattfindet, drei neue Solaranlagen ans Netz.

Die Bewahrung der Schöpfung und der Ausstieg aus der Atomenergie ist den Protestanten seit Jahrzehnten eine Herzensangelegenheit. Dieses Jahr ist die Energiewende das aktuelle „Schlüsselthema“ des Kirchentages und wird auf zahlreichen Podien gefeiert und diskutiert werden. Das Glaubensfest ist bei sich selbst angekommen, was auch die Präsidentin des Dresdner Kirchentages, Katrin Göring-Eckardt, verkörpert. Die Theologin, Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Bundestages, steht für die Generation von ökologisch-grünen Städtern, die nun offenbar die politische Avantgarde ausmachen. Neben der Energiepolitik werden auch die aktuellen Themen Integration von Zuwanderern und die Friedenspolitik eine wichtige Rolle spielen.

Am zentralen Podium zur Integration will am Donnerstag auch Bundespräsident Christian Wulff teilnehmen. Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) spricht am Freitag zum Thema „Und sie hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ – wenige Stunden, nachdem er in Hannover an der zentralen Trauerfeier für die drei vor wenigen Tagen in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten teilgenommen hat. Auch andere Bundesminister, Partei- und Fraktionsvorsitzende wollen sich die Chance nicht entgehen lassen, vor so vielen Menschen in Dresden aufzutreten.

Denn das Interesse an dem Glaubensfest ist nach wie vor groß – größer sogar als vor zwei Jahren beim letzten Evangelischen Kirchentag in Bremen. Damals gab es rund 100 000 Dauerteilnehmer. Diesmal haben 120 000 Menschen eine Dauerkarte bestellt. Vergangenes Jahr konnten Protestanten und Katholiken zusammen lediglich 130 000 Dauerteilnehmer zum Ökumenischen Kirchentag nach München locken. Ein Drittel der Dresdner Dauerteilnehmer kommt aus der Region, was bemerkenswert ist, da überhaupt nur ein Viertel der Sachsen Christen sind.

Unter dem Motto „... da wird auch dein Herz sein“ können die Kirchentagsgäste unter rund 2350 Diskussionsrunden und Vorträgen, Bibelarbeiten und Gottesdiensten, Konzerten und Lesungen wählen. Dass Protestanten und Katholiken bei vielen Veranstaltungen zusammenarbeiten, ist in Dresden selbstverständlich, schließlich sind beide Gruppen in der Minderheit; Feindseligkeit kann man sich da schlichtweg nicht leisten.

Das Christentreffen in Dresden spiegelt auch die Vielfalt spiritueller Angebote wider, die in den vergangenen Jahren auch außerhalb der Kirchen gewachsen ist. Oft geht es dabei um die Suche nach dem Glück und die Frage, wie die Religion dabei helfen kann.

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