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Zwangsrückführung: Thailand schiebt Flüchtlinge ab

Thailand deportiert 4000 Hmong-Flüchtlinge nach Laos. Im Vietnamkrieg kämpften sie auf Seiten der USA. Die Vereinten Nationen protestieren.

Im alten Indochina ist am Montag mit der Rückführung von 4 000 ethnischen Hmong-Flüchtlingen von Thailand nach Laos das letzte Kapitel des Vietnam- Kriegs zu Ende gegangen: Trotz Protest der UN und der USA begannen rund 5000 mit Schlagstöcken und Schildern bewaffnete thailändische Soldaten noch vor Sonnenaufgang, die Männer, Frauen und Kinder gegen ihren Willen in Busse zu verladen und über die Grenze zu bringen.

Das Flüchtlingslager im nördlichen Thailand nahe der laotischen Grenze war seit längerem von der Außenwelt – und damit auch von Hilfswerken und Journalisten – abgeschnitten. Immer wieder kursierten Gerüchte über Proteste und Aufstände, aber genau wusste niemand, was in dem Lager vor sich ging. Die Behörden sagten nur, Thailand halte sich an internationales Recht – und die meisten Insassen genössen keinen Flüchtlingsstatus, sondern seien simple Wirtschaftsflüchtlinge, also illegale Immigranten.

Das Bergvolk der Hmong, das seit Jahrhunderten die Bergregionen im Norden von Laos bewohnt, hatte im Vietnam-Krieg an der Seite der CIA gegen die Kommunisten in Laos gekämpft. Doch 1975 siegten die kommunistischen Pathet Lao; nach ihrer Machtübernahme wurden Hmong in Laos systematisch verfolgt, tausende flohen nach Thailand.

Exil-Hmong und Anwälte der Flüchtlinge warnten daher immer wieder vor einer Rückführung in das noch heute streng kommunistisch geführte Laos. Einige Hmong leisten den Kommunisten im gebirgigen Hochland von Laos immer noch Widerstand. Finanziert von Exilkreisen in den USA, gilt der legendäre General Vang Pao als ihr Chefkommandeur: Seit 35 Jahren lebt er im kalifornischen Exil und will sich jetzt offenbar mit dem alten Erzfeind aussöhnen.

Die Zwangsrückführung der 4000 Hmong folgt einem so gewagten wie historischen Friedensabkommen, das der General mit der laotischen Führung ausgehandelt haben will: Läuft alles nach diesem gerade veröffentlichten Plan, reist Vang Pao im Januar als Gast höchster thailändischer Kreise nach Bangkok. Und wenn es die Sicherheitslage erlaubt, will der 80-Jährige dann in der Mitte einer Brücke, die Thailand mit Laos verbindet, dem alten Feind – also einem laotischen Regierungsvertreter – die Hand reichen. Teil des Deals ist ein Pachtvertrag mit 99 Jahren Laufzeit für ein Stück Land im südlichen Laos, wo der General eine Farm für die deportierten Hmong aufbauen will.

Das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) erklärte, jede Rückkehr müsse „freiwillig“ erfolgen. UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres sprach von einem „sehr schlechten Beispiel“ für die Weltgemeinschaft; ein Teil der Hmong habe Anspruch auf Schutz durch die UN. Auch die EU und die USA verurteilten die Abschiebung, die das Völkerrecht und die Menschenrechte verletze. Laos sicherte den Hmong eine gute Behandlung und eine Amnestie zu. mit dpa/AFP

Daniel Kestenholz[Bangkok]

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