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Bei der Auflösung der Proteste kamen zwei Menschen ums Leben.

© Reuters

Kairo: Zwei Tote bei Zusammenstößen nach Anti-Mubarak-Protesten

Die Einstellung des Prozesses gegen den Langzeitpräsidenten Mubarak empfinden die Revolutionäre von einst als Schlag ins Gesicht. Es kommt zu Protesten - bereits zwei Menschen starben bei den Zusammenstößen.

Bei der Auflösung von Protesten sind in der ägyptischen Hauptstadt Kairo zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Protestler hatten gegen die Einstellung eines Prozesses gegen Ex-Präsident Husni Mubarak demonstriert. Der Langzeitmachthaber war angeklagt, für den Tod von mehr als 800 Demonstranten bei Massenkundgebungen Anfang 2011 verantwortlich zu sein.

Mindestens neun weitere Menschen wurden bei den Protesten in der Nacht verletzt, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Sonntagmorgen berichtete. Die ägyptische Nachrichtenseite „Al-Masry al-Youm“ berichtete unter Berufung auf den Kairoer Polizeichef, dass 85 Demonstranten festgenommen worden seien. Sicherheitskräfte riegelten den Tahrir-Platz im Stadtzentrum mit Stacheldraht ab. Die Armee brachte Panzer in Stellung. Ägyptische Sicherheitskräfte hätten am Samstagabend Tränengas und Wasserwerfer gegen rund eintausend Gegner des früheren Staatschefs Mubarak eingesetzt.

Ein Strafgericht in Kairo hatte am Samstagmorgen die Anklage gegen den 86-Jährigen wegen des Todes von mehr als 800 Demonstranten während des Aufstands gegen ihn fallengelassen. Damit entgeht Mubarak einem Schuldspruch. Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe gefordert. Zugleich sprach das Kairoer Gericht Mubarak vom Vorwurf frei, Staatsgelder veruntreut zu haben.

Schießbefehl nur mit Zustimmung des Präsidenten

Im Januar und Februar 2011 hatten Demonstranten tagelang den Tahrir-Platz besetzt und den Rücktritt des Langzeitpräsidenten gefordert. Polizeikräfte und Schlägertrupps gingen mehrmals auf die Protestierenden los, bevor Mubarak am 11. Februar 2011 seinen Rücktritt bekanntgab. Eine vom Militär eingesetzte Richterkommission ermittelte im Anschluss den Tod von mindestens 846 Menschen. Laut Kommission konnte ein Schießbefehl gegen die Demonstranten nur mit der Zustimmung des Präsidenten erteilt werden.

Die Demonstranten protestieren gegen die Einstellung des Verfahrens gegen Mubarak.

© dpa

Richter Mahmud al-Raschidi sagte in seiner Begründung, nur die Geschichte und Gott sollten angerufen werden, um ein Urteil gegen jemanden zu fällen, der Ägypten mehr als 30 Jahre als Vize-Präsident und Staatschef gedient habe. Auch Ex-Innenminister Habib al-Adli und Mubaraks Söhne wurden freigesprochen.

Mubarak weist Schuld am Tod der Demonstranten zurück

Trotz der beiden Urteile kommt Mubarak vermutlich vorerst nicht auf freien Fuß. In einem weiteren Verfahren war der Ex-Präsident im Mai wegen Korruption zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Diese Strafe ende erst im August 2016, zitierte die Internetseite Youm 7 eine Justizquelle. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es nicht.

Bei dem neuen Richterspruch handelt es sich um eine Entscheidung in einem Revisionsprozess. Mubarak war im Juni 2012 in einem ersten Verfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil wurde aber wegen Verfahrensmängeln aufgehoben.

Der 86-Jährige hatte auch im zweiten Prozess jede Schuld an dem Tod der Demonstranten zurückgewiesen. Vor dem Strafgericht sagte er aus, er habe sein Amt aufgegeben, um ein Blutvergießen zu vermeiden. Der gesundheitlich angeschlagene Mubarak lebt seit Monaten in einem Kairoer Militärkrankenhaus. Dorthin wurde er am Samstag zurückgebracht. Jubelnde Anhänger empfingen ihn. (dpa/AFP)

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