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Politik: Zweiter Weltkrieg: Bombardierung ohne strategische Bedeutung

Großbritannien und die USA haben in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges in Deutschland viele Ziele bombardiert, von denen sie wussten, dass sie kaum strategische Bedeutung hatten. Das berichtete die Londoner Zeitung "The Guardian" am Donnerstag unter Berufung auf Dokumente des britischen Staatsarchivs, die für die BBC-Dokumentation "Bombing Germany" neu ausgewertet wurden.

Großbritannien und die USA haben in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges in Deutschland viele Ziele bombardiert, von denen sie wussten, dass sie kaum strategische Bedeutung hatten. Das berichtete die Londoner Zeitung "The Guardian" am Donnerstag unter Berufung auf Dokumente des britischen Staatsarchivs, die für die BBC-Dokumentation "Bombing Germany" neu ausgewertet wurden.

Im März 1945 warf die britische Royal Air Force demnach mehr Bomben über Deutschland ab als in jedem Kriegsmonat zuvor. Und das Ganze, obwohl die Regierung in London wusste, dass kaum noch strategisch wichtige Ziele übrig waren. Ein reiner Terrorangriff sei zum Beispiel die Bombardierung von Würzburg in der Nacht zum 16. März gewesen. Etwa 5000 Menschen kamen ums Leben, und 82 Prozent der Barockstadt wurden zerstört. Den Bomberpiloten sei gesagt worden, Würzburg sei ein wichtiges Kommunikationszentrum. Doch ihnen sei klar gewesen, dass es einzig und allein darum ging, Wohnviertel mit Brandbomben einzudecken.

Amerikanische Flugzeuge hätten unter anderem 70 Tonnen Bomben auf die ländliche Ortschaft Ellingen südlich von Nürnberg mit nur 1500 Einwohnern abgeworfen. Der amerikanische Luftwaffengeneral Frederick Anderson habe seinem Pressebüro dazu mitgeteilt, dass solche Operationen zwar nicht den Krieg verkürzen können, "es wird jedoch erwartet, dass die Tatsache, dass Deutschland einfach überall getroffen wurde, noch vom Vater an den Sohn und dann an den Enkel weitergegeben werden wird; und dass dies auf jeden Fall der Abschreckung für das Anzetteln künftiger Kriege dienen wird."

Der britische Premierminister Winston Churchill rückte einige Tage nach der Bombardierung Würzburgs von der Terrorstrategie ab. Er entwarf eine Anweisung an den Generalstab, in dem es hieß: "Der Moment ist gekommen, in dem die Bombardierung der deutschen Städte einfach zu dem Zweck gesteigerten Terrors überdacht werden sollte. Sonst werden wir demnächst ein völlig ruiniertes Land kontrollieren." Der Chef der Bombenkampagne, Sir Arthur Harris ("Bomber-Harris"), sei darüber sehr wütend gewesen, zumal Churchill die Kampagne zuvor unterstützt hatte. Er erhoffte sich davon eine Demoralisierung der Deutschen und dadurch ein schnelleres Kriegsende.

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