Zweiter Weltkrieg: Deutschland entschädigt sowjetische Kriegsgefangene

Deutschland wird die sowjetischen Kriegsgefangenen für das im Zweiten Weltkrieg erlittene Leid entschädigen. In den Nachtragshaushalt 2015 wurden dafür zehn Millionen Euro eingestellt, wie aus einem am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden Entwurf für den Haushaltsausschuss des Bundestages hervorgeht. Die Billigung des Nachtragshaushalts stand noch am Mittwoch auf der Tagesordnung des Ausschusses.

"Ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen soll ohne Anerkennung einer Rechtspflicht/eines Rechtsgrundes ein symbolischer finanzieller Anerkennungsbetrag gewährt werden", heißt es in der Vorlage. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) begrüßte die erwartete Entscheidung. Dies sei "eine gute Initiative aus dem deutschen Bundestag", sagte sein Sprecher in Berlin. Steinmeier habe einen entsprechenden Antrag bereits im Juni 2013 als SPD-Fraktionschef gestellt. Es gebe aber keine konkrete Zahl zu den noch lebenden Anspruchsberechtigten.

"Ein starkes Signal der Völkerfreundschaft gegenüber Russland, Weißrussland und der Ukraine"

Zuvor hatten sich auch Grüne und Linke für die Entschädigung der einstigen Kriegsgefangenen eingesetzt, während sich die Union skeptisch zeigte. "Das ist ein spätes und wichtiges Bekenntnis zur historischen Verantwortung der Bundesrepublik Deutschlands für dieses Kapitel der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik", erklärten die Grünen-Abgeordneten Volker Beck und Sven-Christian Kindler. "Zugleich ist es ein starkes Signal der Völkerfreundschaft gegenüber Russland, Weißrussland und der Ukraine." "Endlich akzeptiert auch die Union die moralische Verpflichtung der Bundesrepublik, den nur noch wenigen Opfern eine symbolische Entschädigung zu zahlen", erklärte der Linken-Innenexperte Jan Korte.

Während des Russlandfeldzugs ab 1941 gab es den Grünen zufolge zwischen 4,5 bis sechs Millionen sowjetische Kriegsgefangene. Bis Kriegsende starben mehr als 60 Prozent von ihnen. Zwei Millionen starben bereits in den ersten Kriegsmonaten an Hunger, Seuchen und Erfrierungen.

Bis heute leiden die Überlebenden unter den gesundheitlichen und sozialen Folgen. Nach Rückkehr in die Sowjetunion wurden sie unter Stalin der Kollaboration verdächtigt. Von ihnen kamen 13 Prozent in Lagerhaft, viele in sogenannte "Arbeitsbataillone". Ihre Diskriminierung endete erst 1995. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, wurde sie vollständig rehabilitiert. (AFP)