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Politik: Zwist unter Brüdern

Saudi-Arabien: Ägyptens Islamisten zerstören die arabische Welt

In den islamistischen Bewegungen in der arabischen Welt wird über den richtigen Weg zur Schaffung wahrhaft islamischer Staaten debattiert. Die Anwendung von Gewalt gegen die eigenen arabischen Führer wird dabei zunehmend in Frage gestellt. Diese Debatte geriet in den Blickpunkt, als der saudische Innenminister Prinz Nayez bin Abdul Aziz die Moslembruderschaft, die in Ägypten gegründet wurde und Ableger in den meisten arabischen Staaten hat, letzte Woche in einem Interview scharf angriff. Der neue spirituelle Führer der ägyptischen Moslembrüder, Maamoun al-Hodeiby, der am vergangenen Mittwoch ernannt wurde, wehrte sich gegen die Vorwürfe aus Riad.

„All unsere Probleme kommen von den Moslembrüdern", hatte der saudische Innenminister in dem Interview mit einer kuwaitischen Zeitung „Al-Siyasah" gesagt. „Wir haben sie zu sehr unterstützt. Die Moslembruderschaft hat die arabische Welt zerstört.“

Die Moslembruderschaft wurde 1928 in Ägypten gegründet und setzt sich für die Errichtung eines islamischen Staates ein. Erreicht werden soll dies durch die Rückkehr zum „wahren“ Islam. Daher gilt dem Erziehungswesen das besondere Augenmerk der Moslembrüder. Der intellektuelle Vordenker der Bewegung, Said Qutb, entwickelte später die Ideologie weiter. In Abkehr vom traditionellen Islam legitimierte er den gewaltsamen Sturz angeblich nicht muslimischer Herrscher in der arabischen Welt. Diese Ideen machten sich in Ägypten Gruppen wie Al-Gamaat al-Islamiyya und Islamischer Jihad zu eigen. Einige ägyptische Moslembrüder haben sich Osama Bin Laden angeschlossen, doch besteht keine organisatorische Verbindung zwischen beiden Gruppen.

Obwohl die Moslembrüder in Ägypten verboten sind und ihre Anhänger verfolgt werden, stellen sie die wichtigste Opposition dar. Sie sind mit 17 Abgeordneten im Parlament vertreten. Der letzte Woche zum neuen spirituellen Führer gewählte Maamoun al-Hodeiby verteidigte die Bewegung: Sie lehne „Gewalt und Terrorismus“ ab.

Der Angriff des saudischen Innenministers erfolgte vor dem Hintergrund einer Aufforderung aus Washington, wonach Saudi-Arabien seine Verbindungen zu islamischen Organisationen weltweit überdenken soll. Die Anklage gegen die Moslembrüder könnte dazu dienen, der westlichen Welt zu zeigen, dass Riad auf die Vorwürfe reagiert. Auch fürchtet das Regime die Ideen der Moslembrüder, weil die eigene Opposition damit das saudische Königshaus in Frage stellt.

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