zum Hauptinhalt
Wunden der Vergangenheit. Eine Frau besucht einen Soldatenfriedhof in Nikosia, auf dem Opfer der türkischen Invasion von 1974 begraben liegen.

© dpa

Vereinigungspläne in Zypern: Zyperntürken wollen Gespräche spätestens 2015 abschließen

Die Verhandlungen zwischen Nord- und Südzyprern über eine Wiedervereinigung der Insel sollen noch intensiver werden - das kündigt der türkisch-zyrische Chefdiplomat Özdil Nami an.

Die Türken im Norden Zyperns setzen darauf, dass die griechisch-türkischen Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der Mittelmeerinsel bald zu einem Abschluss kommen. „Spätestens im kommenden Jahr“ sollen die Gespräche beendet werden, sagte der türkisch-zyprische Chefdiplomat Özdil Nami am Dienstag dem Tagesspiegel. Beim Thema der Machtteilung zwischen dem griechischen Süden und dem türkischen Norden der Insel sowie bei Wirtschaftsfragen und EU-Angelegenheiten sei bereits eine große Übereinstimmung erzielt worden, sagte Nami weiter.

Der türkisch-zyprische Chefdiplomat Özdil Nami.

© AFP

Die Verhandlungen zwischen dem Norden und dem Süden der Insel haben einen entscheidenden Schub erhalten, seit beide Seiten im vergangenen Monat eine gemeinsame Erklärung zur Bildung einer Föderation mit zwei Teilstaaten vorlegten. Für beide Volksgruppen soll es eine gemeinsame Staatsbürgerschaft und Verfassung geben, gleichzeitig sollen die beiden Teilstaaten weit gehende Autonomie erhalten. Bislang wird von der internationalen Staatengemeinschaft lediglich die griechisch-zyprische Republik im Süden anerkannt. Dieser Teil Zyperns gehört auch zur EU. Die „Türkische Republik Nordzypern“, deren Außenminister Nami ist, wird lediglich von Ankara anerkannt.

Zuletzt war die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der Insel im Jahr 2004 aufgekeimt. Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan legte einen Einigungsplan vor, den die Inseltürken zwar annahmen, aber die Griechen im Süden ablehnten. „Unsere Zustimmung wurde damals nicht durch ein internationales Entgegenkommen honoriert“, kritisierte Nami. „Wir sind immer noch isoliert, es gibt immer noch keine Direktflüge vom Norden aus“, sagte der Chefdiplomat. Selbst im Bereich der Bildung und des Sports sei eine Kooperation mit dem Süden nicht möglich. Ferner beklagte er, dass nur der Süden der Insel faktisch Teil der EU ist. „Es stehen die Europawahlen bevor, und die türkischen Zyprioten werden nicht ihre Europaabgeordneten nach Straßburg schicken können“, beklagte er. „Wir wollen diesen Zustand so schnell wie möglich beenden.“

Treffen der Chefs beider Volksgruppen am kommenden Montag

Auch für die Zyperngriechen gibt es inzwischen einen guten Grund, sich auf eine schnelle Verhandlungslösung einzulassen – die Finanzkrise hat den Süden der Insel hart getroffen. Das EU-Mitglied musste durch Milliardenhilfen gerettet werden. „Der einzige Ausweg für die Volkswirtschaft im Süden besteht in der Wiedervereinigung, die auch wieder Investoren ins Land locken würde“, sagte Nami. Bei dem nächsten Treffen des griechisch-zyprischen Präsidenten Nikos Anastasiades und des Chefs der türkischen Zyprer, Dervis Eroglu, werde es am kommenden Montag in Nikosia darum gehen, sich auf einen Fahrplan zur Intensivierung der Gespräche zu verständigen, kündigte der Chefdiplomat an. Derzeit treffen sich Vertreter der beiden Volksgruppen bei den Verhandlungen im Schnitt ein- bis zweimal in der Woche.

Einen zusätzlichen Anreiz für beide Seiten stellen die Erdgasvorkommen dar, die vor der Küste Zyperns entdeckt worden sind. Eine gemeinsame Ausbeutung der Vorräte würde sowohl dem Norden als auch dem Süden Kosten sparen – und der gesamten Mittelmeerinsel wirtschaftlich zugute kommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false