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Der Initiator Leon Weber und Reisepartner Tabio Romanski 

© privat

Per Anhalter von Istanbul nach Tiflis : Studenten der Uni Potsdam sammeln für Erdbebenopfer in der Türkei

Sechs junge Studierende trampen durch die Türkei und Georgien. Am Ende soll es eine Dokumentarserie geben – und Spendengelder für die Kinder in der zerstörten Erdbeben-Region.

Auf dem Rücksitz von Lkw, Autos und anderen Fahrzeugen geht es für sechs junge Menschen quer durch die Türkei. Aufgebrochen sind sie in Istanbul am vergangenen Samstag – und innerhalb einer Woche wollen sie ankommen, in Tiflis, Georgien. Am Ende soll über die Reise eine Serie entstehen, geschnitten und produziert von Studierenden der Filmuniversität Babelsberg in Potsdam. Damit wollen die Reisenden Spenden sammeln für Menschen in einer der vom Erdbeben zerstörten Region in der Türkei.  

Backseat-Rally nennt sich das Projekt, bei dem Leon Weber, Tabio Romanski und vier weitere junge Menschen eine Woche lang in zweier Teams von Istanbul nach Tiflis trampen. Initiator des Projekts ist unter anderem der 23-jährige Drehbuch-Student der Filmuniversität Babelsberg, Leon Weber. Als Reaktion auf das schwere Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien verbindet Weber „den kulturellen Austausch jenseits der ausgetretenen Pfade mit der guten Sache“. Der 23-Jährige ist früher schon für eine Recherchereise für sein Drehbuchstudium durch die Republik Kosovo getrampt. Dabei habe er viel über den Krieg gelernt. „Jetzt wollte ich unbedingt mal diese berühmte Strecke von Istanbul nach Tiflis für Tramper ausprobieren“, erzählt er.

Kultur zeigen – Spenden sammeln

Aber er wollte es nicht einfach nur „als Abenteuerreise zum Spaß“ machen. „Wir wollten auch den Leuten, die wir besuchen, etwas zurückgeben“, sagt Weber während seiner Reise am Telefon. In der Web-Serie, die ab September auf YouTube zu sehen sein soll, wollen die Teilnehmenden daher Menschen und Kulturen, die sie auf ihrer Tour kennenlernen, vorstellen. Und sie wollen Spenden sammeln, die an das Kinderdorf Çois (Çocuklarımız için Söylüyoruz Dernegi – auf Deutsch: Verein Wir singen für unsere Kinder) in Iskenderun in der vom Erdbeben betroffenen Provinz Hatay gehen sollen.

Das Kinderdorf besteht aus Musikerinnen und Musikern, die damit begonnen hatten, Konzerte für Kinder zu veranstalten, erzählt Weber. „Wegen des Erdbebens machen sie jetzt aber noch viel mehr.“ Die freiwilligen Helfenden von Çois arbeiten mit lokalen Partnern in den Erdbebengebieten zusammen und stellen Hilfsgüter wie Kleidung, Lebensmittel und medizinische Versorgung bereit. Mit der Beteiligung von freiwilligen Helfern schafft Çois sinnvolle Aktivitäten für Kinder, heißt es vom Verein auf der Seite der Backseat-Rally. Mit den Spendengeldern soll das Kinderdorf weiterbetrieben werden. „Sonst muss das Dorf im Herbst schließen“, sagt Weber.

„Jeden Tag lädt uns jemand zum Essen ein“

Während ihrer Tour entlang der Schwarzmeerküste haben die sechs Reisenden stets die Kamera in der Hand. Dabei gibt es verschiedene Aufgaben. Los ging es für die Teilnehmenden in Istanbul, dort wohnten sie bei einer Familie am Stadtrand der Millionenmetropole. Von dort ging es per Anhalter entlang der Schwarzmeerküste. Am Dienstag waren Leon Weber und sein Reisepartner Tabio Romanski in der Nähe der Stadt Karabük, rund 400 Kilometer von Istanbul entfernt.

„Die Reise läuft bis jetzt gut und genauso unerwartet, wie wir gehofft hatten“, schreibt Weber auf Nachfrage über WhatsApp. „Jeden Tag lädt uns jemand zum Essen ein und mehrmals am Tag zwingt man uns, mindestens einen Tee zu trinken. Wir sind deutlicher langsamer als geplant, hoffen aber, dass wir das nach Samsun aufholen können.“

Produktion von Web-Serie nach der Reise

Im Anschluss der Reise geht es an den Schnitt. Das Videomaterial soll innerhalb eines Monats für den ersten Teil der vierteiligen Serie aufbereitet werden. Dann sollen in zwei-wöchentlichen oder wöchentlichen Abständen die weiteren rund 20-minütigen Folgen erscheinen. Eventuell werden es auch mehr Folgen, sagt Weber. „Ich denke, wir werden auf der Reise genug Material sammeln.“

Und auch danach ist noch kein Ende geplant. Mit ihrem Verein Expedition Tomorrow wollen Weber und Co. noch weitere Reisen dieser Art veranstalten. Geplant ist auch eine Fahrt in die Ukraine im nächsten Jahr, in die Karpaten, erzählt Weber. Aber jetzt gehe es erstmal weiter bis nach Georgien.

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